Mal lockte der August in die Natur oder den Garten, mal kuschelte man sich lieber drinnen ein. Dort warteten eh schon ein paar unfertige Projekte. Aber vielleicht seid ihr auch in den Urlaub gefahren, habt Touren unternommen oder Besuche absolviert.
Habt Ihr Eure Jahresprojekte zur Hand nehmen können oder lieber aufgeschoben, um jeden Sonnenstrahl zu genießen? Wohl jenen, deren Projekte eh draußen stattfinden.
Wenn ihr gerade mit dem Projekt ins Stocken gekommen seid, möchte ich euch ermutigen. Bleibt dran, nehmt es wieder zur Hand. Falls ihr Fragen oder Probleme habt, erzählt darüber. Vielleicht liest jemand mit, der helfen kann.
Mein Jahresquilt – Das Quilten
Für das Quilten dieses großen Quiltsandwiches habe ich mir gleich zwei Monate Zeit genommen. Da ich Hände und Schultern schonen wollte, habe ich ein nicht zu kompliziertes und aufwändiges Muster gewählt. Da Schneekristalle eher etwas zackig sind, habe ich gleich an den Diamanten gedacht, in diesem Fall an das Quiltmuster des einfachen Diamanten.
Das funktioniert mit meinem Obertransportfuß an der Maschine ganz gut. Zunächst quiltete ich ein Gitternetz quer über die Fläche. Da kam mir als Orientierung das Patchwork der Vorderseite natürlich zu Hilfe. So musste ich keine Orientierungspunkte setzen. Flott ging es mir von der Hand.
Nun müssen die Diamanten alle zwei Reihen gesetzt werden. Hierfür markiere ich mir natürlich Reihe für Reihe die Punkte mit einem selbstlöschenden Stift. Dafür nutze ich die Rückseite, auf der man diese Punkte besser erkennen kann. Ich messe übrigens alles in inch und benutze auch ein inch-Maß (beim Nähen des Patchworks ein inch-Nähfüßchen).
Okay, meine Augen sind nicht die besten und das Drehen des schweren Quilts bei jedem Zacken macht es auch nicht immer genauer. Also präzise und exakt ist was anderes. Egal. Wenn der Quilt am Ende gewaschen wird, schrumpft er etwas. So stellt sich der spezielle Antieffekt, den ich so mag, ein. Dann fällt das erfahrungsgemäß eh nicht mehr so auf.
Planung
Mit dem Quilten sollte ich in einer Woche fertig sein. So kann ich den Rest des Monats nutzen, den Stoff für den Rand, also das “Binding” in Ruhe zuzuschneiden und in Form zu bügeln. Ich habe mich für die Farbe Weiß entschieden, weil es zu beiden unterschiedlichen Seiten passt. Mal sehen, was ich da noch alles so im Stoffschrank rumliegen habe. Kaufen werde ich wohl nichts müssen.
Nun zu meinem zweiten Jahresprojekt. Dieses Mal fiel die Entscheidung rasch.
Zurückgeblättert
Als ich im Juli das Projektbuch ins Regal schob, fiel mein Blick auf ein anderes Buch, das ich schon lange nicht mehr in Händen hatte. Aber ich wusste sofort, das es lohnenswert ist, es herauszuziehen. Ich konnte mich an den Protagonisten erinnern, wie an einen alten Freund und an den Schauplatz, als eine geliebte Stadt. Immer wieder kehrte ich beim Lesen an die bekannten Orte zurück, die ich gottseidank zu einer anderen Zeit kennengelernt habe.
Antonio Tabucchi: “Erklärt Pereira”
Meine Lieblingsstadt Lissabon befindet sich gerade im Sommer des Jahres 1938. Während Europa vor dem 2. Weltkrieg steht, im Spanien der Bürgerkrieg tobt, hat in Portugal der Diktator António de Oliveira Salazar seine Estado Novo, den neuen Staat errichtet. Es herrscht Pressezensur, Streikverbot, Zerschlagung einer Opposition, Verfolgung von Dissidenten, Geheimpolizei…Das Volk wird unterdrückt und ruhig gestellt. (Erst 1974 wird die Nelkenrevolution dem verarmten Portugal wieder die Freiheit bringen!)
Der Witwer Dr. Pereira leitet die Ein-Mann-Kulturredaktion der neu gegründeten katholisch orientierten Abendzeitung “Lisboa”. Früher war er Lokalredakteur. In seiner neuen Position hatte er sich bislang mit dem Verfassen von Nachrufen verstorbener Autoren und dem Übersetzen französischer Literaten des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Er scheint blind für die Verhältnisse im Land. Seit dem Tod seiner Frau lebt er sehr zurückgezogen, ja einsam und ist dabei, durch seine ungesunde Lebensweise, seine Gesundheit zu ruinieren.
Eine ganz allmähliche, vielschichtige Entwicklung eines Menschen
Auf der Suche nach einem freien Mitarbeiter stößt Pereira auf den jungen Philosophen Monteiro Rossi. Macht dessen Promotion über den Tod ihn nicht geeignet, schon mal Nachrufe auf bekannte Schriftsteller auf Vorrat zu schreiben, die man dann im Fall es plötzlichen Ablebens nur aus der Schublade zu ziehen braucht? Rossi braucht dringend Geld, doch die Nachrufe, die immer wieder seine antifaschistische Einstellung und Kritik an der Salazar-Regime zum Ausdruck bringen, würden niemals an der Zensurbehörde vorbei gehen. Pereira sammelt sie aber und zahlt ihm das Geld zunehmend aus der eigenen Tasche. Allmählich fühlt er für den jungen Idealisten wie für einen Sohn, den er nie hatte. Außerdem rüttelt er ihn auf. Pereira wird wach, blickt sich um, beginnt sich für Politik zu interessieren und unangenehme Fragen zu stellen.
“wir sind Südländer, Pereira, wir gehorchen dem, der am lautesten schreit, der befiehlt. […] Aber ich bin Journalist, erwiderte Pereira. Na und? sagte Silva Ich muss frei sein, sagte Pereira, und die Leute korrekt informieren. Ich sehe da keinen Zusammenhang , sagte Silva, […]
S. 59/60
Pereira beginnt sich mit anderen auszutauschen. Der Kellner des Stammlokals weiß von Übergriffen der Polizei zu berichten, die ausländische jüdische Passagierin im Zug öffnet ihm die Augen, was in Europa vor sich geht. Schließlich findet er auch im Arzt Dr. Cardoso einen Gesprächspartner, der ihm endgültig aus der Lethargie wachrüttelt. Der herzkranke Pereira wird streng mit sich selbst, lebt gesünder. Er hilft Rossi und seiner Freundin einen weiteren Regimegegner zu verstecken.
Sie brauchen dein Umgang mit jemandem, der jung ist, auch wenn er Artikel schreibt, die in ihrer Zeitung nicht veröffentlicht werden können, hören sie auf Umgang mit der Vergangenheit zu pflegen, pflegen Sie Umgang mit der Zukunft.
S. 149
Doch als der junge Monteiro Rossi selber in Pereiras Wohnung Zuflucht sucht, wird der Widerstandkämpfer rasch von der Geheimpolizei aufgespürt und totgeprügelt. Die Täter versuchen Pereira einzuschüchtern, doch es ist nicht mehr der Mann, für den sie ihn halten. Der Journalist handelt schnell und verfasst einen Bericht über die Ermordung des jungen Mannes und die Namen seiner Mörder. Es gelingt ihm, diesen Bericht und Kritik am Regime an der Zensur vorbei in die nächste Ausgabe der “Lisboa” zu schmuggeln, die gerade frisch gedruckt wird.
Wird es gut für Pereira ausgehen? Lest selber. Oder schaut Euch die Verfilmung mit Marcello Mastroianni an.
So, und jetzt seid Ihr dran
Es ist September, Zeit aus dem Sommerloch zu krabbeln. Gucken wir mal, wie der Stand der Dinge ist. Wie immer habt ihr einen ganzen Monat Zeit, uns Eure Fortschritte, ob groß oder klein, zu zeigen. Erzählt doch bitte von Euren Probleme und natürlich auch von den Erfolgen. Motivationsschübe sollten wir allen Teilnehmerinnen auch schenken! Also schaut doch mal bei den anderen vorbei.
Ich würd ja gerne, aber “Fresh.inlinkz.com hat die Verbindung abgelehnt.” =/
Ich probiers später noch mal….
LG
Centi
Liebe Centi,
kann es sein, dass du keinen Link zu meiner Seite im Beitrag eingebaut hast? Dann funktioniert es nämlich nicht.
Liebe Grüße
Andrea
Nee, den Backlink hatte ich – ich hab gar keine Linkparty gesehen, nur einen grauen Platz mit dieser Meldung. Aber egal, jetzt geht’s! *freu*
Guten Morgen liebe Andrea,
Du hast wirklich große Fortschritte gemacht und naja so exakt gleich sind ja Schneekristalle und Diamanten auch nicht … Du bleibst eben der Natur “treu” 😉
Bei mir ist nicht ganz so viel passiert, trotz der Regentage, aber wie ich schon geschrieben habe ich bleibe am Ball. Schließlich habe ich mich dazu entschlossen hier mitzumachen, da wird nicht einfach aufgehört!
Liebe Grüße und einen guten Start in den September wünscht Dir
Kirsi
Ach Menno, wenn man versehentlich die Seit zuklappt, ist der Kommentar weg (so was aber auch…).
Also, jetzt klappt es mit dem Verlinken! 🙂
Ich finde dein Quiltmuster sehr schön und ordentlich – absolut perfekt muss es doch gar nicht sein.
Und das Buch klingt echt interessant, vielen Dank für den Tipp!
LG
Centi
Schon beim lesen wie du deine Diamanten nähst, bekomme ich fast den Krampf im Arm, wenn ich an die Grösse deiner Decke denke. Patchwork bewundere ich schon lange, aber ich getraue mich nicht selber etwas zu nähen.
Das Buch tönt total spannend und nach Lissabon war schon lange auf meiner To-Do Liste. Bin gespannt wann wir unser Revier wieder verlassen dürfen.
L G Pia
Das Diamantmuster gefällt mir sehr, dass ich mir überlege den Auftrags-Babyquilt damit zu arbeiten – wenn ich den mal endlich angefangen habe. 😀
Wie fleißig du an dem Projekt dran bleibst, bewundernswert, wie der Quilt selbst.
Viele liebe Grüße,
Karin
Ach, diese ganze Brigitte-Reihe habe ich verschlungen und sie steht an der Wand gegenüber meiner Bettstelle ( und hat mich veranlasst, alle Bücher in diesem Regal rot einzuschlagen). Der Tabucchi hat allerdings nicht den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen, da gab es andere.
Toll, wie weit du mit deinem Quilt bist! So eine Geduldsarbeit an der Maschine…
Meinen Post habe ich verschieben müssen, da mir die Zwischenmenschlichkeit und ein Frühling im Herbst momentan wichtiger ist. Er kommt dann am Montag.
GLG
Astrid
Du hast Dir wirklich ein groß-artiges Projekt gewählt, liebe Andrea. Deine wundervolle Decke wächst und wächst und wird immer größer. Das werden herrliche Winternächte!! Dein Zurückblättern liest sich wieder interessant und anspruchsvoll – ich mag es. Dir einen zauberhaften September, liebe Andrea! Genieß den kommenden Frühherbst. Herzlichst, Nicole (die sich für ihr Kalenderblattfoto noch einmal umentschieden hat!)
Liebe Andrea
Dein Quilt gefällt mir ausserordentlich gut, die Farben sind traumhaft!
Das Diamant quilten ist doch bestens gelungen. Ich wünsche dir viel Spass beim Binding.
Ich bin dir ja für das Jahresprojekt so dankbar, wer weiss, ob ich ohne dein Projekt durchgehalten hätten?
Liebe Grüessli
Eda
Hallo Andrea,
ich hatte diesen Monat so einen richtigen “Hänger” und habe wirklich immer nur das Nötigste gemacht. Unkraut bekämpfen, Rasen mähen – einfach die bisher erreichte Ordnung aufrechterhalten. Jetzt fahren wir erst einmal in den Urlaub und danach gehts mit frischer Kraft ans Werk.
Das Jahresprojekt macht mir nach wie vor großen Spaß.
Dein Quillt wird ein richtiges Kunstwerk. Einfach toll ♥ und ich finde es großartig, wie diszipliniert du daran arbeitest.
Liebe Grüße
Ivonne
Dein Quilt gefällt mir so richtig gut. Das Quilting gibt ihm noch den richtigen Kick. Super wie weit du bist.
Hallo Andrea,
Du bist ja mit dem Quilten wunderbar voran gekommen! Das Quiltmuster ist eine gute Wahl. Und es ist gut, dass Du Dir Zeit nimmst, das ist ja wirklich anstrengend.
LG
Elke
Hallo Andrea,
das schaut super aus, ich bin immer wieder begeistert über diese Quiltmuster die da enstehen. Zu gerne würde ich mal Jemanden dabei über die Schulter schauen.
Und bei den Büchern warst Du auch sehr fleissig unterwegs!
Liebe Grüße
Manu
Wow, ich bin beeindruckt über das Quilten des Diamantmusters. Ich kann mir bald gar nicht vorstellen das große Teil unter der Nähmaschine so akkurat zu bewegen. Alle Achtung für die aufwändige Näharbeit.
Lieben Gruß, Marita…die gerade verlinkt hat. 😉
Dein Quilt ist einfach ein Traum.! Was für eine Fleißarbeit, ich bin begeistert und bewundere deine Ausdauer!
Liebe Grüße
Ingrid
Liebe Andrea, ein wunderschöner Quilt ist da bei dir entstanden. Respekt. Und viel Kraft und Energie für’s Quilten. Du hast meine vollste Bewunderung.
Ich habe mich diesen Monat auch wieder verlinkt. Danke für das Projekt.
Liebe Grüße
Ute
Mein Projekt kommt morgen liebe Andrea,
und ja, bei dem herrlichen Wetter hat es wieder viel Freude gemacht.
Weit bist Du gekommen bei Deinem Quilt. Ich bin gespannt, wie er dann im Dezember fertig aussehen wird.
Das Buch kenne ich nicht. Aber das ist ja das Schöne, man lernt so neue Dinge hier kennen.
Dir einen schönen Sonntag, lieben Gruß
Nicole
Liebe Andrea, ich dachte, ich hätte schon was zu Deinem Monat geschrieben und nicht nur schnöde verlinkt.
Nähtechnisch bewundere ich Dein Vorhaben und Dein Fortkommen jeden Monat!
Den Roman kann ich auch nur empfehlen. Schon sehr lange her (Ausbildung?) aber er hat immer Aktualität!
Liebe Grüße
Nina