Jahresprojekt Jahresquilt

Unsere Jahresprojekte {Juni}

1. Juli 2021

Schon ist der Juni vorbei gesaust. Damit haben wir die Halbzeitlinie bei unseren Jahresprojekten erreicht. Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr das Projekt halb fertig oder müsst Ihr nun einen Spurt einlegen?

Bei meinem Quilt sind nun Vorder- und Rückseite fertig gestellt. Ich kann also beruhigt die zweite Hälfte angehen.

Meine Quiltrückseite

Im Juni habe ich mich an die Rückseite meines Jahresquilts begeben. Eigentlich hatte ich mir dieselbe im Januar ganz anders vorgestellt, z.B. mehrere kleinere, kompliziertere Blöcke . Aber man muss sich im Lauf des Jahres eben an die Gegebenheiten anpassen. Meine Hände wollen halt noch geschont werden.

Ich habe das Thema der Vorderseite, die Schneeflocke, aufgegriffen. Die beiden weißen Randstoffe oben und unten tragen kleine perlmuttfarbene Schneeflocken. Die kann man allerdings nur aus der Nähe erkennen. Da es mein Collie ist, der aus dem Schneeflocken-Wurf stammt, dürfen sich auf der Rückseite viele Kurzhaarcollies tummeln. Die Mitte nimmt ein Reststück eines zarten hellbeigen Stoffes mit feinen goldenen Sternchen ein. Da schließe ich mich der Farbstimmung der Rückseite an und streue noch etwas hoffnungsvolles Gold ein. Vielleicht wird aus dem wilden Collierüden irgendwann in der Zukunft mal mein Goldstück. Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.
Also viel Übertragenes ist in die Rückseite eingewoben.

Planung und Frage

Was steht im Juli an? Ich werde mich um das Batting, also das Vlies, kümmern. Vielleicht habe ich noch genug im Vorrat. Dann werde ich die drei Schichten wie ein Sandwich aufeinander legen. Bei den bisherigen Quilts hatte ich dann alles mühsam auf dem Boden kriechend gesteckt und dann geheftet. Ich würde so gern mal einen Sprühkleber ausprobieren.
Hat jemand Erfahrung damit? Für Tipps und Hinweise wäre ich sehr dankbar!!

Nun aber zu meinem zweiten Projekt. Beim Griff ins Bücherregal erwischte ich ein Buch aus den 90igern.

Zurückgeblättert

Am liebsten ziehe ich für mein Jahresprojekt natürlich Bücher aus dem Regal, die mit Erinnerungen verbunden sind. Beim Junibuch kann ich mich sowohl an das Buch, als auch an die Verfilmung und den Besuch im kleinen gemütlichen Kino erinnern. Da der Film gerade in die Kinos kam, muss es 1998 gewesen sein. Sogar der Name des jüngsten Protagonisten Simcha war mir noch geläufig. Damals wie heute hat mich dieser Roman sehr berührt. Auch an Aktualität hat der Roman nichts verloren.

Carl Friedman: “Zwei Koffer”

Im Jahr 1970 lebt Chajas Familie im belgischen Antwerpen in der direkten Nachbarschaft eines orthodox- jüdisch geprägten Viertels. Die Eltern sind liberale Juden und Holocaust Überlebende.  

Als die zwanzigjährige, aufgeschlossene Chaja beginnt, Philosophie zu studieren, mietet sie eine kleine Wohnung in einer anderen Gegend der Stadt. Um ihr Leben unabhängig zu finanzieren, muss Chaja gleich zwei Jobs stemmen. Am Morgen steckt sie im Blumenladen Beerdigungskränze. Nachdem sie ihren zweiten Job geschmissen hat, übernimmt sie am Nachmittag die Kinderbetreuung bei einer orthodoxen jüdischen Familie mit fünf Kindern. Sie kümmert sich vor allem um die Baby-Zwillinge und den dreijährigen Jungen Simcha. Die Eltern verhalten sich der temperamentvollen Chaja gegenüber sehr distanziert. Der Familienvater begegnet ihr und ihrem modernen Auftreten sogar ziemlich feindselig. Die moderne Kleidung, die direkte, gelegentlich provozierende Art der jungen Frau schockiert die Familie. Chaja selber ist auch eher befremdet  über die scheinbar rückständige Lebensweise in dem chassidischen Haushalt. 

Schon gleich der Anfang frustriert Chaja so sehr, dass sie alles hinwerfen möchte.  Doch es ist der rothaarige, zarte Simcha, der ihr Herz gewinnt. Er spricht kaum ein Wort, berührt durch sein Wesen das Herz der jungen Studentin und wird der einzige Beweggrund, dass sie ihre Arbeit durchhält.

Chaja wurde liberal erzogen, zu ihrer jüdischen Herkunft hat sie keinen Bezug. Über Religiosität oder den Holocaust wurde bei ihr daheim so gut wie nie gesprochen. Doch ihre Eltern lässt die Vergangenheit bis heute nicht los.
Chajas kürzlich pensionierter Vater ist von dem Gedanken besessen, die beiden Koffer wieder zu finden, die er während des Krieges, bevor er untertauchte, irgendwo in Antwerpen vergraben musste. Mit zwei Koffern wäre er damals zu stark aufgefallen. Eigentlich ist der Inhalt der Koffer, z.B. die alte Geigen, Fotos…,  inzwischen ohne Bedeutung, vielmehr sucht er nach allem, was die Verfolgung ihm genommen hat: seine Familie, seine Heimat, sein Vergangenheit – und letztendlich nach sich selbst.   

“Nicht seine Koffer sind weg, er selbst ist in diesem Scheißkrieg verlorengegangen. Und eigentlich wir alle.”

Durch ihre Verbindung mit Simchas Familie interessiert und öffnet sich Chaja zunehmend für das Judentum und ihre eigenen Wurzeln. Ihre Sicht und Verhalten beginnen sich zu verändern, sie gelangt letztlich zu ihrer eigenen kulturellen Identität.
Auf den geliebten gemeinsamen Spaziergängen mit den Kindern im Park und am Ententeich findet der kleine Simcha zur Sprache. Das verschlossene stille Kind erlebt viele glückliche gemeinsame Momente. Auch seine Mutter nimmt das besondere, liebevolle Verhältnis der beiden berührt wahr. Am Ende wird sie einen bewussten Schritt gegen den Willen ihres Mannes gehen.

Der Roman thematisiert ebenso Diskriminierungen, denen die Protagonistin ziemlich drastisch begegnet, während Simchas Familie sie eher sprachlos erduldet.
Bis heute blieb mir das dramatische Ende der Geschichte im Gedächtnis. Denn die Beurlaubung Chajas, wegen ihres wehrhaften Verhaltens dem diskriminierenden Hausmeister gegenüber, hat für den kleinen Simcha tragische Auswirkungen.

Autorin und Verfilmung

Hinter dem Pseudonym Carl Friedman verbirgt sich die niederländische Autorin Carolina Klop (1952- 2020), die in einer katholischen Familie aufwuchs.  Die Folgen des Holocausts und des Krieges hatten sie von Jugend an sehr beeindruckt und zu ihren Romanen inspiriert.  

Unter dem Titel „Left Luggage“ (dt. Titel „Kalmans Geheimnis“) wurde das Buch 1998 von Jeroen Krabbé mit Isabella Rossellini, Laura Fraser und Maximilian Schell verfilmt.

Das wird wirklich eine sehr bunte und sehr persönliche Sammlung von Büchern, die ich in diesem Jahresprojekt erneut aufschlage. Bislang hat sich bewährt, dass ich sehr spontan und nach dem Bauchgefühl entscheide.

So, und jetzt seid Ihr dran

Im Februar gab es 45 Verlinkungen, im Mai 35. Ihr habt doch nicht etwa aufgesteckt? Zeigt uns doch bitte Eure Fortschritte oder auch Rückschritte. Seid Ihr auf Probleme gestossen, oder habt einfach mal Luft holen und pausieren müssen?

Wir würden uns gern mit Euch freuen, Inspirationen mitnehmen oder weiterreichen. Natürlich schubsen wir auch gerne mal an. Die Verlinkung ist bis zum Monatsende geöffnet, also nur kein Stress!

You are invited to the Inlinkz link party!

Click here to enter
  • Juliane 1. Juli 2021 at 8:16

    Der Quilt wird toll. Ich kann mir vorstellen, wie anstrengend das Arbeiten an so einem großen Teil ist und ich hoffe, Deine Hände überstehen das gut.
    Das Buch “Zwei Koffer” passt gut zu meiner aktuellen Lektüre. Ich lese gerade von Deborah Feldmann “Überbitten” (vorher habe ich schon ihr “Unorthodox” gelesen, nachdem ich die Serie gesehen hatte). Das habe ich mir gleich bei Tauschticket ertauscht und bin ganz gespannt darauf.
    Liebe Grüße, Juliane

  • illy 1. Juli 2021 at 8:35

    Guten Morgen,

    oh wie schön wird Deine Decke… und die Geschichte dahinter… passt super. Leider hab ich weder Erfahrung im Quiltnähen, noch mit Sprühkleber in diesem Zusammenhang. Da wird sich aber hoffentlich jemand finden. Ich finde übrigens Deine Lösung für die Rückseite sehr schön. Ein schöner Kontrast zur Vorderseite. Hach..

    Deine Bücherauswahl wäre mir glaub ich zu starker Tobak. Daher freu ich mich über Deine ausführlichen Zusammenfassungen. Dann kann ich immerhin behaupten wenigstens davon gehört/gelesen zu haben. Tatsächlich kenne ich die meisten Bücher irgendwie gar nicht. Daher um so interessanter davon zu erfahren.

    Ich bin nach wie vor dabei. Diesmal verfälsche ich sogar Deine Statistik, weil ich meinen Halbjahrespost in 2 Teile geteilt habe… Ich bin tatsächlich bei einem der 3 Projekte ziemlich in Rückstand geraten, deshalb ist der wollige Teil des Jahresprojektes ellenlang… *gg*
    Und weil ich heute frei habe, werde ich versuchen den Tag zu nutzen um etwas aufzuholen… *haha*

    Liebe Grüße
    illy

  • Centi 1. Juli 2021 at 8:45

    Ich fürchte gerade, dass ich jeden Monat das Gleiche schreibe, aber ich bin (immer wieder) baff, wie riesig dein Quilt wird! Da passen dann alle drunter – die reinste Familiendecke. Zum Thema Sprühkleber und Textilien habe ich keine absichtlichen Erfahrungen beizutragen, nur “oh Mist, hoffentlich geht das wieder raus”… 😀
    LG
    Centi

  • nina aka.Wippsteerts 1. Juli 2021 at 11:26

    Dein Nähprojekt macht mich so neugierig auf mehr! Und ob Du dann wirklich auf dem Boden hocken musstest 🙂
    Das Buch ist sicher genau so aktuell wie damals, als Du es das erste Mal gelesen hast. Ich kannte es noch gar nicht, auch den Film nicht.
    Danke wieder einmal für dieses schöne Projekt
    Liebe Grüsse
    Nina

  • Nicole/Frau Frieda 1. Juli 2021 at 16:51

    Ich selber habe leider keine Erfahrungen mit Sprühkleber gemacht, liebe Andrea. Aber eine Freundin von mir schwört schon seit Jahren darauf. Sie hat alle Hosen ihres Mannes damit gekürzt – ob Jeans, ob Anzug oder Blaumann. Es hat alles funktioniert. Vielleicht auch bei einem Quilt?! Liebste Grüße, Nicole

  • Kunzfrau 1. Juli 2021 at 18:01

    Das ist eine schöne Idee die Rückseite auch zu patschen. Und ich denke, es ist gut, dass du keine kleinen komplizierten Blöcke genäht hast. Es ist eben eine Rückseite und deine Vorderseite soll strahlen.
    Ich verwende Sprühkleber. Aber nicht für ein so großes Projekt. Das denke ich ist Heften oder Klammern besser.

    Lieben Gruß Marion

  • Nanni 1. Juli 2021 at 20:21

    Liebe Andrea,
    dein Quilt sieht sehr schön aus – auch die Rückseite finde ich sehr passend.
    Das Buch klingt auch wieder interessant – ich mag es auch, mich an alte Bücher zu erinnern, obwohl ich gerade nicht die Zeit habe, sie nochmal ganz zu lesen – aber die Zeit wird hoffentlich auch kommen!
    Liebe Grüße
    Nanni

  • Astridka 1. Juli 2021 at 21:03

    Ich entferne mich momentan immer mehr von dem, was eigentlich die Kernidee meines Jahresprojekts gewesen ist. Was bei dir die Hände sind, ist bei mir die Zeit, und zwar an einem großen Stück.
    Dein Werk ist schon beeindruckend. Aber die Quilterei ist noch mal ein ganz anderes Kaliber. Mit Sprühkleber habe ich immer bei den Winteroveralls der Kinder gearbeitet, da ging es leidlich gut. Bei so einem großen Stück?
    Ich wünsche dir weiterhin gutes Gelingen und Freude an der langwierigen Arbeit.
    Herzlich
    Astrid

  • Valomea 1. Juli 2021 at 23:45

    Ich habe schon mit Sprühkleber größere Quilts geklebt, aber bin wieder davon abgekommen. Das Heften oder Stecken liegt mir mehr. Beim Kleben brauchte ich unbedingt eine zweite Person, damit man die Schichten schön gleichmäßig aufeinander rollen kann. Kleben tut’s gut und es wäscht sich dann wieder raus.
    Eine schöne individuelle Rückseite hast Du Dir gebastelt!
    LG
    Elke

  • Kirsi 2. Juli 2021 at 7:50

    Das ist wirklich ein schönes Erinnerungs Quilt was Du nähst liebe Andrea, gerade die Idee mit den Collies finde ich bezaubernd und bin davon überzegt das sich der wohl noch etwas ungestüme Rüde in ein Goldstück verwandeln wird 😉
    Das Buch und auch den Film kenne ich gar nicht.
    Liebe Grüße und ich hoffe im Juli noch mehr Platz zu schaffen, mache das aber auch abhängig vom Wetter. Wenn es so richtig warm wird dann habe ich irgendwie nicht so richtig Lust auszusortieren 😉
    Liebe Grüße
    Kirsi

  • kleiner-staudengarten 2. Juli 2021 at 14:58

    Ohhhh, dein Quilt nimmt ja schon eine tolle Form an und die Rückseite gefällt mir sehr. Klasse finde ich auch seinen Bezug der Stoff-Gestaltung zu eurem hübschen Flint aus dem Schneeflockenwurf. Ein ganz besonderes Unikat wird das. Dein vorgestelltes Buch liest sich spannend und gleichzeitig berührend und ergreifend.
    Lieben Gruß und einen feinen Tag, Marita…die hoffentlich am Sonntag liefern 😉 kann.

  • Pia 2. Juli 2021 at 22:03

    Jetzt habe ich mich etwas verloren bei den anderen Mitwirkenden und ganz vergessen auf dein Projekt zu schreiben. Ich habe keine Erfahrung mit Patwork und Quilten, aber bei dieser Grösse ist das sicher kein leichtes um das Sandwich genau aufeinander zu bekommen. Aber ich glaube, dass du es schaffen wirst. Die Vorstellung des Buches liest sich sehr interessant und man merkt, dass es dich nochmals berührt hat beim lesen.
    L G Pia

  • niwibo 6. Juli 2021 at 6:37

    Nein liebe Andrea,
    ich habe noch n nicht aufgegeben.
    Noch habe ich hier in Koblenz einige Ziele, die ich mit Euch teilen möchte.
    Bin gespannt, ob sie noch bis Ende des Jahres reichen werden.
    Deine Decke schaut bis jetzt gelungen aus und ich finde die Idee, die Stoffe mit Bedeutung auszuwählen, prima.
    Allerdings berührt mich heute mehr Dein Buch.
    Ob es das wohl noch gibt? Ich werde gleich mal schauen.
    Ganz lieben Gruß
    Nicole

  • Manu 6. Juli 2021 at 18:24

    Hallo Andrea,
    mit Sprühkleber habe ich keine Erfahrung und kann dir auch leider nicht weiterhelfen. Aber vielleicht Du uns dann im nächsten Monat.
    In den 90ern war ich ziemlich mit meiner kleinen, jungen Familie beschäftigt und kam kaum zum Lesen, deshalb sagt mir außer Homo Faber kein Buch etwas und wenn Du mich spontan nach den Büchern aus den 90ern fragen würdest, dann fallen mir da nur welche von Joy Fielding und Elisabeth George ein, die habe ich damals gerne gelesen. *G*
    Das Jahresprojekt wird von mir weiterhin sehr gerne verfolgt, ich habe aber auch kein so ein Riesenprojekt, sondern jeden Monat ein paar neue Karten. Allerdings schreibe und zeige ich sie immer im jeweiligen Monat und nun musste ich feststellen, dass ich die Verlinkung im Monat drauf wohl öfters vergessen habe. Seufz! Muss ich mir für die nächsten Monate merken, die Juli Karten sind nämlich schon fertig und warten nur noch auf das Schreiben.
    Liebe Grüße
    Manu