Lissabon Reisen Unterwegs

Mustergültiges – Azulejos [Lissabon]

13. November 2016
“…nicht nur in der Zeit sind wir ausgebreitet. Auch im Raum erstrecken wir uns weit über das hinaus, was sichtbar ist.
Wir lassen etwas von uns zurück, wenn wir einen Ort verlassen, wir bleiben dort, obgleich wir wegfahren.
Und es gibt Dinge an uns, die wir nur dadurch wiederfinden können, dass wir dorthin zurückkehren.
Was könnte aufregender sein, als ein unterbrochenes Leben mit all seinen Versprechen wieder aufzunehmen?”
Pascal Mercier (Nachtzug nach Lissabon)

 

Nachdem wir gemeinsam die Metrostationen Lissabons bewundert und gesenkten Hauptes über das Pflaster der Stadt gelaufen sind, gehen wir heute mal oberirdisch mit wachem Blick zu allen Seiten.
(Und wer bei der Advent Mail-Art teilnimmt, findet hier gewiss Inspirationen…).

Wenn man durch Lissabon schlendert, scheinen sie allgegenwärtig zu sein, die Azulejos, die gekachelten Kunstwerke, an den Hauswänden, in den Hauseingängen, in Kirchen und Klöstern, in Restaurants, einfach überall. Der Stil der (meist) quadratischen, bemalten und glasierten Kacheln hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt und die Zeitgegebenheiten gespiegelt.

 

 

Ursprünglich kommt das Wort “Azulejo” aus dem Arabischen, denn es waren die Mauren, die diese Kunst aus dem arabischen Raum mit auf die iberische Halbinsel brachten, die sie im Mittelalter teilweise besetzt hielten. Damals wurden Azulejos vor allem in Andalusien zum Schmuck spanischer Paläste hergestellt.
Auf einer Reise nach Saragossa, Toledo und Andalusien entdeckte sie der portugiesische König Dom Manuel I. und entschied, sie auch in seinem Palast in Sintra anzubringen.

Die Herstellung dieser maurischen inspirierten Mosaike und Kacheln änderte sich im 16. Jahrhundert durch die Erfindung der Majolika-Technik. Nun konnten ganze Bildzyklen auf die Kacheln gemalt werden.

 

 

Zunächst waren die Azulejos das Privileg des Adels und des Klerus, die mit diesen das Innere von Palästen, Kirchen und Klöstern teuer und aufwändig schmücken ließen.

 

 

 

 

 

Wenn man in Lissabon ist, sollte man nicht den Besuch des Azulejo-Museums (Museu Nacional do Azulejo) versäumen, allein das Konvent da Madre Deus, in dem das Museum untergebracht ist, lohnt den Abstecher. Hier kann man die Geschichte der Azulejos detailliert nachvollziehen.
Weiterer Tipp: das Stadtmuseum (Museu do Cidade), klein, aber fein – ein früheres Sommerschlösschen, also auch nicht altstadtnah, aber mit der Metro zu erreichen – mit einer traumhaften Azulejo-Küche (siehe obiges Foto)

Im Azulejo-Museum wird noch weiter fleißig gesammelt, gerettet und wieder in Stand gesetzt.

Im 19. Jahrhundert schließlich wanderten die Azulejos von den Innenräumen auf die Fassaden der Gebäude. Jede Epoche setzte hier wieder neue Akzente.

Selbst die Pfeiler der Schnellstraßenbrücke sind modern gekachelt…

Na, Inspirationen entdeckt?

  • Nicole/Frau Frieda 13. November 2016 at 6:44

    Guten Morgen, Andrea! Was für ein wunderbarer Post. Ich liebe diesen alten Mosaike! Besonders die alten Kacheln auf Bild fünf haben es mir angetan. Eine schöne als die andere!! Allerdings kann ich mit dem "modernen Basteln" von Mosaiken nichts anfangen.. ähem! Aber das ist eine andere Geschichte ;)) Liebe Grüße und einen feinen Sonntag, Nicole

  • jahreszeitenbriefe 13. November 2016 at 10:29

    Herrlich so hineinzutauchen in die Lissaboner Welt der Azulejos, sowas von schön, kann mich gar nicht sattsehen, vor allem an diesen Wahnsinns-Blautönen… Lieben Gruß Ghislana (PS – Das Eingangszitat ist wunderbar treffend)

  • Astrid Ka 13. November 2016 at 10:36

    Ich liebe diese ornamentale Kachelkunst über die Maßen ( und horte, wie ich bei der Vorbereitung für den Workshop bemerken musste, allerhand Papiere mit diesen Mustern )! Ich gäbe was drum, wenn wir wenigstens eine Stelle damit im Haus hätten…
    Was du in Bezug auf die Lockenmädchen geschrieben hast, hat mich ein bisschen bestürzt. So weit ist es also schon wieder.
    Herzliche Grüße!
    Astrid

  • siebenVORsieben 13. November 2016 at 12:02

    Beeindruckend und sehr, sehr schön, Bei uns gibt es sowas ja leider kaum. Mir fällt da lediglich Dallmayer in München und ein alter Käseladen in ?? ein. Aber auch da ist es ja nur innen.
    Macht richtig Freude sich diese Kacheln und die daraus enstandenen Kunstwerke anzusehen.
    Liebe Grüße
    Jutta

  • Schwarzwaldmaidli 13. November 2016 at 20:13

    Das sieht richtig toll aus. Schön!
    Danke fürs mitnehmen. 🙂
    Liebe Grüße
    Anette

  • Luis Das 13. November 2016 at 21:23

    Das sind ja fantastische Arbeiten – schade, dass hier schon so viel verloren ist !
    Gute neue Woche,
    Luis

  • Karin 13. November 2016 at 22:36

    Keramik. Kacheln. So schön! Wenn mich im Nordosten Siziliens, wie erwartet der Novemberregen in meinen Tourwünschen eingeschränkt hätte, wäre Caltagirone DAS Highlight, nicht nur mit seiner Keramiktreppe, gewesen.
    Sehr schöne Eindrücke!
    Viele Grüße,
    Karin

  • ak-ut 14. November 2016 at 6:06

    einfach wunderschön! danke dir für diesen interessanten post
    lg anja

  • Himmel Blau 14. November 2016 at 7:23

    Die Kacheln sind einfach wundervoll! Ich mag Steinzeug und Keramik sehr…denn es zeigt, wie wunderbar individuell Handarbeit sein kann. Eine schöne Woche! LG Lotta.

  • mano 15. November 2016 at 18:51

    ich bin wirklich hingerissen von diesen wunderwunderschönen arbeiten! ich dachte, ich würde einiges (von abbildungen) kennen, aber so reizende wie die mit dem hund oder die küchenkacheln sind einfach nochmal etwas ganz, ganz besonderes.
    ich würde ja in lissabon nur schauen, schauen, schauen – und fotografieren!
    liebe grüße
    mano