Bücher

Inspirierende Wissenschaftlerinnen {Buchtipp}

21. Oktober 2025

Letzte Woche habe ich mich mit dem wissensdurstigen Mädchen aufs Sofa gesetzt und wir haben gemeinsam ein neues Buch durchgeblättert. Besser kann man ja bei einer Rezension eines Kinderbuches nicht beraten werden.
Ich hab gleich gemerkt, hier ist weniger mehr: Zusammen mit dem Kind an einem Tag nur eine Forscherin ins Zentrum stellen und ein Experiment durchführen. Dann haben alle mehr davon. Ein Sachbuch, dass länger Freude macht.

Frances Durkin, Nur Ventura: Geniale Frauen, geniale Forschung. Pionierinnen der MINT-Wissenschaften

Es besteht eindeutig noch Nachholbedarf an Büchern über die Errungenschaften von Frauen in Kultur und Wissenschaft. Ihre Werke und Arbeiten sind lange genug unter den Tisch gekehrt, gestohlen oder vergessen worden. Wunderbar, dass in diesem Bereich endlich auch viel für Kinder und Jugendliche geschrieben wird, so dass die Arbeit dieser Frauen wertgeschätzt wird und gerade die Mädchen motiviert werden.

Frances Durkin hat mit der Illustratorin Nur Ventura hier ein aus dem Englischen übersetztes großformatiges Buch für Kinder ab 8 Jahren verfasst, mit einem speziellen Themengebiet im Zentrum, aus dem Mädchen oft gedrängt worden sind: Die „MINT“-Fachbereiche. MINT ist das Kürzel für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik, wichtige Bereiche für wirtschaftliche Innovationen.
Auch in diesen Fachgebieten gibt es eine – oft wenig bekannte – weibliche Forschungsgeschichte. 

Reise durch die weibliche Forschungsgeschichte

Im ersten Teil des Buches werden zwanzig Frauen aus ganz unterschiedlichen Ländern, Zeitepochen und Wirkungsbereichen vorgestellt. Ihnen ist gemein, dass sie alle spannende und interessante Vorreiterinnen in den MINT-Bereichen waren. Sie haben ihre Ideen in wichtige Entdeckungen, Entwicklungen und Erfindungen eingebracht, die Menschen bis in die heutige Zeit inspirieren und vielleicht noch im Alltag helfen. Oft genug ist ihr Name auch uns Erwachsenen nicht geläufig.

Die Zeitspanne ist beachtlich, da sie über 3000 Jahre umspannt. Die Reise beginnt mit der ersten Parfümeurin Tapputi Belatekallim in Mesopotamien 1200 v.Chr., deren Namen man in den Keilschriften entdeckte. Sie endet in der Gegenwart bei der Kenianerin Nzambi Matee, die einen günstigen Baustoff aus recyceltem Plastik entwickelte. Die deutschen Vertreterinnen Maria Sibylla Merian und Margarete Steiff werden vermutlich vielen von uns ein Begriff sein.

Jeder Forscherin wird eine abwechslungsreiche und lebendig illustrierte Doppelseite gewidmet. In kurzen Texten werden die Frauen mit biografischen Informationen, ihrem Forschungsgebiet, ihrem Einstieg in die Wissenschaft und ihren Erfolgen vorgestellt. Große Überschriften, überschaubare Texte, schöne Illustrationen und prägnante Labels rufen Aufmerksamkeit hervor und sollten die jungen Leser*innen in der Regel nicht überfordern. Gelegentlich tauchen ein paar schwierige Begriffe auf, die im Glossar am Ende des Buches erklärt werden.

Spaß am eigenen Experimentieren wecken

Das Buch punktet mit einem Teil, in dem zu zwölf interaktiven Experimenten eingeladen wird, die immer in bestimmten Bezug zu einer der vorgestellten Forscherinnen steht. Ein Beispiel für diese Mitmachexperimente ist die Konstruktion einer kleinen Brücke, zu der man sich von der Entwicklerin Sarah Guppy (1770-1852) inspirieren lassen kann. Was man dazu braucht? Zwei Bücher, ungekochte Spaghetti und eine Tüte Minimarshmallows. Diese Aktivitäten sind alle mit klaren, bebilderten Anleitungen versehen, so dass eigentlich nichts schiefgehen sollte. So kommt man aus dem (Vor-)Lesen ins Tun.

Gemeinsam Anschauen und ins Tun kommen

Bei diesen „MINT-Projekten für Zuhause“ wird oftmals in der Anleitung eine „erwachsene Assistentin oder Assistent“ angefragt. Eine solche erwachsene Begleitung fände ich gerade für das Grundschulalter auch bei den Vorstellungen der „genialen Frauen“ wichtig. So können Fragen gleich geklärt werden.

Ich habe mir das Buch mit einer Grundschülerin angeschaut, die an dem untersten Ende der empfohlenen Altersgruppe steht. In diesen jungen Jahren finde ich es empfehlenswert, sich zunächst jeweils nur auf eine Forscherin mit ihren wegweisenden Arbeiten zu konzentrieren und gemeinsam mit dem Kind ein zugehöriges Experiment im zweiten Teil des Buches zu starten. Die Hinweise im Buch geben den Erwachsenen dazu auch Anregungen.   So greift man öfter zu dem Buch und es bleibt längere Zeit ein spannender Wegbegleiter und kann ermutigen und inspirieren.     

Ich bedanke mich beim E. A. Seemann-Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Auf meine Meinung und Rezension des Buches hat dies keinen Einfluss.

Frances Durkin, Nur Ventura:
Geniale Frauen, geniale Forschung. Pionierinnen der MINT-Wissenschaften
Übersetzt v. Ute Löwenberg
Verlag E. A. Seemann Oktober 2025
72 Seiten

1 Kommentar

  • Reply Astridka 22. Oktober 2025 at 9:29

    Die Idee, die Informationen mit einem praktischen Teil abzuschließen, gefällt mir. Experimente faszinieren ja die meisten Kinder.
    Inzwischen gibt es ja eine ganze Reihe Bücher über Frauen und ihre Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben für Kinder. Aber der „heimliche Lehrplan“ bleibt immer noch patriarchalisch. Frau schaue sich nur unsere aktuelle Regierung an.
    GLG
    Astrid

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