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Clara Maria Bagus: “Die Farbe von Glück” {Bücher}

11. November 2020

(Werbung: Der Verlag stellte mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung. Meine eigene Meinung zum besprochenen Buch behalte ich mir vor.)

Geht es Euch ähnlich wie mir, dass Ihr Euch manchmal bei der Auswahl einer Flasche Wein oder auch eines Buches vom Etikett oder dem Cover verleiten lasst? Ich muss zugeben, dass ich für gelungenes Design oder Bilder, die gerade meine Stimmung aufgreifen, sehr anfällig bin. Man erlebt dabei immer wieder Überraschungen, mal positive, aber auch negative.
Der portugiesische Wein mit dem tollen Etikett hat gemundet, dieses Buch hier ist leider weniger mein persönlicher Geschmack.

Clara Maria Bagus: “Die Farbe von Glück. Ein Roman über das Ankommen.”

Welche Auswirkungen kann eine einzige moralisch fragwürdige und schwerwiegende Entscheidung    auf das zukünftige eigene Leben und das anderer Menschen haben? Wie kann man mit seiner Tat und seinen Gewissenbissen weiterleben? Das sind eigentlich interessante Fragen, die Clara Maria Bagus in ihrem Roman stellt.

Der Kinderwunsch des Ehepaars Jules und Louise endete bereits mehrere Male mit Fehl- und Totgeburten, sowie dem Verlust eines Kindes kurz nach der Geburt. Der Richter Jules mag seine Frau nicht länger leiden sehen. Um ihr die letzte Chance auf ein gesundes Kind zu ermöglichen, durchbricht er alle Schranken.

Im Geburtshaus arbeitet die Kinderkrankenschwester Charlotte, die ohne amtliche Genehmigungen den Halbwaisen und von seiner Mutter verlassenen kleinen Antoine zu sich genommen hat. Dies nützt der verzweifelte Jules aus und erpresst sie, im Geburtshaus, zwei Neugeborene zu vertauschen. Das eine ist seine kleine schwächliche Tochter, die er dem Tode geweiht glaubt, das andere die gesunde Tochter eines ausländischen Ehepaares.

Getrieben von Gewissensnöten und der Sorge um ihren Ziehsohn flieht Charlotte umgehend mit dem Jungen und verlässt ihre Heimat endgültig. Beide lassen sich weitab in einem Land im fernen Osten nieder, wo sie sich eine sichere Existenz aufbauen können. Ob Antoine jemals seine Mutter Marlene wiedersehen wird? Auch Charlotte ahnt noch nicht, dass sie einem der vertauschten Kinder näher ist als gedacht.

Glücklich wird Jules mit seiner verwerflichen Tat nicht. Zwar kann sich seine Frau endlich eines Kindes erfreuen, aber die Tat quält ihn fortan. Das Ehepaar entfremdet sich dadurch zusehends in den Folgejahren.

Doch wenn auch die Entfernungen groß sind, alle Protagonisten werden von ihrer Vergangenheit durch eine große Anzahl von Zufällen und schicksalsgetränkter Wendungen eingeholt. Endlich können Versäumtes nachgeholt, begangene Verfehlungen geheilt, Lieben ausgelebt und Wunder durchgeführt werden.

Fazit

Ins Auge sticht sofort das positive, farblich warme, glänzende Buchcover. Es verleitet gleich, das Buch in die Hand zu nehmen. Die leuchtenden Farben, die glitzernden Vögel strahlen etwas Zuversichtliches aus.  Das sehr ansprechend entworfene Buchcover sowie der aufmunternde Titel versprechen leider mehr, als der Inhalt des Romans bieten kann. Schade.

Die Erzählung schwebt bezüglich Zeit und Ort im diffusen Ungewissen, da keine eindeutigen Angaben dazu in der Handlung zu finden sind. Da Dampfschiff und Zug als Reisemittel erwähnt werden, kann man vielleicht den Anfang des 20. Jahrhunderts annehmen. Sämtliche Vornamen stammen eher aus dem französischsprachigen Raum. Der zweite Handlungsort ist irgendein Land im Fernen Osten.

Für meinen persönlichen Geschmack ist die Geschichte sehr einfach und trivial gestrickt. Mich störte beim Lesen, dass die Zahl unglaubwürdiger Zufälle, die die Handlung vorantreiben, im Verlauf zunahm.

Der Schreibstil der Autorin  bleibt dauerhaft auf einem eher pathetischen und melodramatischen Niveau. Der stets die Handlung begleitenden Lebensweisheiten und philosophischer Einschübe wurde ich zunehmend überdrüssig.

Clara Maria Bagus:
„Die Farbe von Glück. Ein Roman über das Ankommen“
Verlag Piper, November 2020
352 Seiten

  • nina. aka wippsteerts 11. November 2020 at 11:35

    Mir geht es sogar sehr oft wie Dir, ich lasse mich gern von schönen Covern und Etiketten verleiten. Natürlich fällt man dabei auch mal auf die Nase. Aber woher soll man das vorher wissen?
    Das Thema des Buches ist jetzt nicht so ganz meins – also so wie Du es beschreibst. Ich finde das mit den vertauschten Kindern etwas sehr konstruiert. Ich habe vor Jahren ein Buch über einen Leuchturmwärter und seine Frau gelesen, welches mir zu dem Thema “Kinderwunsch” sehr gut gefallen hat – da hat mir übrigens das Cover auch sehr gut gefallen. (Das Licht zwischen den Meeren)
    Liebe Grüsse
    Nina

  • Nicole/Frau Frieda 12. November 2020 at 11:59

    Oooh… ja, liebe Andrea, und wie ich das kenne. Ich lasse mich leicht von hübschen Covern verführen. Schade, dass dieses Buch nicht hält was es verspricht. Aber so ist das eben manchmal. Wie hat meine Mutti immer gesagt? Außen hui und innen pfui – wobei das jetzt wahrscheinlich zu viel des Guten.. ääh.. Negativen.. ist. Dir einen schönen Novembertag (hoffentlich ohne Nebel!) Herzlichst, Nicole

  • Claudia 12. November 2020 at 15:34

    Liebe Andrea,
    mir geht es da oft genaus, man sieht das so schöne Cover, dann ein Titel, der viel Schönes verspricht ….ging mir auch bei Näh-und Strickbüchern schon so ….;O)
    Ich wünsche Dir noch einen schönen und freundlichen Tag!
    ♥️ Allerliebste Grüße, Claudia ♥️