Biographien von Samuel Pepys, Erich Kästner und Audrey Hepburn
Das Buchthema der “Lesenden Minderheit” für die Monate Mai und Juni passte eigentlich zu hundert Prozent: “Lies eine Biographie!” Eigentlich lese ich in den letzten Monaten ständig etwas Biographisches, nämlich die Tagebücher des Samuel Pepys. Anfang Mai hatte ich gerade sozusagen die Biographie der Familie Ephrussi gelesen (meine Buchempfehlung von Anfang Mai: “Der Hase mit den Bernsteinaugen”). Um noch etwas “Frisches” hinzuzufügen, holte ich mir gleich die Biographie von Erich Kästner, die mich schon seit längeren interessiert hatte.
Samuel Pepys: Sämtliche Tagebücher 1660-1669
Samuel Pepys begleitet mich nun schon mehrere Monate. Mittlerweile habe ich ihn richtig liebgewonnen. Samuel, der 1633 als Sohn eines Schneiders geboren wurde, beginnt seine Tagebücher 1660 zu schreiben, nun ist er aufgestiegen und Staatsbeamter im Flottenamt. Bald kenne ich Samuel Peyps’ Arbeit, seine politische Einstellung, seinen Alltag, mal sehr interessant, mal halt normal banal, seine Verwandten, Bekannten, Freunde, Kollegen, etc..
Durch seine wachen, aufmerksamen Augen sehe ich das London des 17. Jahrhunderts, erfahre, ob ihm die Shakespeare-Aufführung zusagte oder nicht, erlebe die Folgen der Pest und den Ausbruch des Stadtbrandes in der City von London.
Nicht immer ist die Lektüre einfach, Pepys ist ein politischer Mensch und begegnet einer Menge Persönlichkeiten der Geschichte. Aber stets begleite ich einen Menschen, der offen seine Geheimnisse vor mir ausbreitet.
Eine sehr empfehlenswerte Lektüre
Klaus Kordon: Die Zeit ist kaputt. Die Lebensgeschichte des Erich Kästner
In meinem Bücherregel stehen einige Bücher von Erich Kästner, meist schon über Generationen vererbte und gern gelesene bzw. vorgelesene. Um mehr über ihn selbst zu erfahren, wählte ich die von Klaus Kordon geschriebene Biographie, da ich die geschichtlichen Bücher / Jugendbücher von Kordon kenne und sehr schätze.
Erich Kästner kennen wohl die meisten von uns als Autor von “Das fliegende Klassenzimmer”, “Emil und die Detektive”, “Das doppelte Lottchen” und anderen Büchern für Kinder. Wie man an meinem Bücherregal sieht, was das auch bei mir nicht anders. Zwar wusste ich, dass er auch einige politische Gedichte geschrieben hat, aber durch das Lesen seiner Biographie eröffnete sich mir erst der wahre Umfang seines schriftstellerischen Schaffens, dessen Schwerpunkt eigentlich im politischen Bereich lag, das durch das Dritte Reich und seine Auswirkungen, fast vergessen und in den Hintergrund gedrängt wurde.
Fast tragisch ist seine familiäre Geschichte, vor allem sein Verhältnis zu seiner Mutter, die sein privates Leben sehr stark geprägt hatte.
Kordon gelingt es, spannend und sehr informativ zu schreiben.
Auch hier kann ich sagen: empfehlenswert
Tja, und dann wurde das Buchthema ausgeweitet auf den Juli. Just ein paar Tage danach kam mir ein Zitat von Audrey Hepburn unter und mir war klar: ich brauche dringend eine Biographie von ihr:
“I believe in pink. I believe that laughing is the best calorie burner. I believe in kissing, kissing a lot. I believe in being strong when everything seems to be going wrong. I believe that happy girls are the prettiest girls. I believe that tomorrow is another day and I believe in miracles.”
“I’m an introvert…I love being by myself, love being outdoors, love taking a long walk with my dogs and looking at the trees, flowers, the sky.”
Die deutsche Ausgabe von Donald Spoto: „Audrey Hepburn. Ein Leben.“
und eine für Kinder geschriebene Biographie in englischer Sprache: Margaret Cardillo, Julio Denos: „Just Being Audrey”.
Diese Kombination fand ich ausnehmend spannend.
Zunächst die Biographie für Erwachsene: Donald Spoto hat sehr gut recherchiert und eine umfassende Biographie verfasst, sehr einfühlsam und auch Stellung beziehend.
Mich haben besonders Audreys Kindheit und ihr Werdegang bis zum Karrierestart bewegt. Geboren wurde Audrey in Belgien als Tochter einer niederländischen Baronin und eines britischen Kaufmannes, deren Ehe bald geschieden wurde. Prägend war für sie die daraus folgende oft lieblose Kindheit, der Einmarsch der Deutschen in die Niederlande im 2. Weltkrieg und die damit verbundenen dramatischen Erlebnisse. Ihre Hoffnungen auf eine Ballettlaufbahn zerschlugen sich durch die Folgen von Unterernährung und Mangel an Trainingsmöglichkeiten.
Spoto zeigt uns im Weiteren die private Schauspielerin Audrey Hepburn, stets freundlich und professionell arbeitend, zweimal nicht wirklich glücklich verheiratet und Mutter zweier Söhne. Nachdem sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aus dem Filmgeschäft verabschiedet hatte, nutzte sie in den achtziger Jahren ihre Popularität für Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Sie hatte nie vergessen, wie es war, ein hungerndes Kind in einem vom Krieg gebeutelten Land zu sein.
Wirklich interessant! Besonders die Biographie von Erich Kästner werde ich mir mal ansehen 🙂
LG,
H.(die heute auch schon eine fertig rezensierte Biographie für "die lesende Minderheit" am Start hatte)