“Lies ein Buch, in dessen Titel eine Pflanze vorkommt!” war die Aufgabe vor die die “Lesende Minderheit” ihre Blogleser stellte. Ich lese ja gerne ein für mich neues Buch in diesem Rahmen. Noch ganz vom Sommer begeistert, wählte ich die “Blume” als Titelpflanze. Die Auswahl fiel auf
Andrea Schacht: Die Blumen der Zeit
Das Buch war eigentlich nicht als Jugendbuch gekennzeichnet und verdutzte mich deshalb recht rasch mit der Frage, für welches Publikum die Autorin schreibt. Denn so ganz mochte sie sich nicht entscheiden, so schien es mir.
Die Historikerin Alena ist mit Hilfe einer speziellen Blumen- und Kräutermischung (die „Blumen der Zeit“) als Zeitreisende aus unserer
Gegenwart in die Stadt Köln des Jahres 1376 gelangt.
Durch unglückliche Umstände misslingt ihr die geplante baldige Rückkehr, so dass sie zwei Jahre in der mittelalterlichen Stadt ausharren muss und derweil als Buchbinderin lebt und arbeitet. Sie hat sich mit den Gegebenheiten arrangiert und Freunde gewonnen. Besonders die 14 jährige Mirte, die durch das Austragen von Briefen und Waren Geld verdient, ist ihr ans Herz gewachsen. Als Alena nun ihr historisches neuzeitliches Wissen von einem nahenden Blitzeinschlag und dem darauf folgenden Feuer nutzt, um die ihr nahe stehenden Menschen – Mirte und den Ratsherrn Van Kerpen – zu warnen, greift sie in den Lauf der Geschichte ein. Mirte, die bei der Feuersbrunst ihr Zuhause verloren, aber durch Alenas Hinweis ihr Leben gerettet hat, zieht bei Alena ein und arbeitet fortan für sie. Nach und nach wird sie von
dieser in das Geheimnis ihrer Zeitreise eingeweiht.
Die Warnung vor dem Blitzeinschlag wird bekannt und hat natürlich Folgen gerade bei den abergläubischen Menschen, die in Alena rasch eine Hexe sehen. Mirte und Laurens, der Sohn des geretteten Ratsherrn, raufen sich trotz unterschiedlicher Herkunft und Ansichten zusammen, um der Buchbinderin zu helfen.
Die beiden erleben ein spannendes und gefährliches Abenteuer, um die Zeitreisende zu retten, deren Leben bedroht ist. Im Verlauf
dieser Erlebnisse offenbart sich einiges Interessantes über den Alltag im Mittelalter. Die Spannung ist neben den Rettungsversuchen der beiden jugendlichen Helden auch an die Frage gebunden, ob Alena es schafft, wieder in ihre Zeit zurückzukehren, und ob sie es überhaupt noch möchte.
Die eigentliche Hauptfigur ist die junge Mirte, mit der sich ein junger Leser gut identifizieren kann und das Leben in der mittelalterlichen
Stadt eintauchen kann. Für ein Mädchen des Mittelalters ist sie sehr selbstbewusst. Laurens macht eigentlich die größte Entwicklung durch,
sowohl in seinem Verhalten zu Mirte, wie auch vom Abwenden vom Aberglauben bis zum Vertrauen in Alenas Geschichte. Alena teilt den beiden immer wieder Zukunftswissen mit.
Für junge Leser ist dieser Roman eine unterhaltsame Möglichkeit, das mittelalterliche Leben und die damaligen Sichtweisen kennenzulernen. Es ist eher ein historischer Roman als eine Fantasygeschichte. Die Identifikationsfiguren für dieses Alter sind eindeutig die mittelalterlichen Kinder Mirte und Laurens. Als erwachsener Leser tut man sich dagegen doch eher schwer. Die Figur der Zeitreisenden Alena hat mir persönlich überhaupt nicht gefallen. Für den erwachsenen Leser entbehrt die Geschichte doch letztendlich der Tiefe. Die Darstellung der Beziehung zwischen Alena und dem Ratsherren war sehr flach und voller Klischees, der Plot doch sehr vorhersehbar und das Ende des Buches hochgradig trivial.