Bücher

Neil Smith: Das Leben nach Boo {Bücher}

22. Februar 2017
Das Jenseits hat viele Farben…

Bunt wie ein Regenbogen kommt die deutsche Ausgabe von Neil Smith’s Romandebüt in die Buchhandlungen, denn der Verlag legt das Buch des Kanadiers gleich mit elf verschiedenen, leuchtenden Covern auf.
Es waren nicht die Farben, sondern die ungewöhnliche Story, die mich gelockt hat, “Das Leben nach Boo” als die Neuerscheinung des Monats Feburar hier vorstellen. Die Protagonisten des Romans sind nämlich alle schon tot und der Handlungsort befindet sich im Jenseits.

Als der 13jährige Ich-Erzähler Oliver “Boo”  Dalrymple in der jenseitigen Welt erwacht, ist er davon überzeugt, dass er an den Folgen seiner Herzkrankheit verstorben wäre. Der Tod hat ihn beim Aufzählen der Elemente des periodischen Systems vor seinem Spind in einer amerikanischen Vorstadtschule ereilt.

Für Boo – mit diesem Spitznamen wurde er wegen seiner weißblonden Haare und seiner bleichen Gesichtsfarbe bedacht – war das irdische Leben kein Zuckerschlecken. Als introvertierter, hochbegabter Wissenschaftsnerd mit autistischen Zügen bot er seinen Mitschülern eine beliebte Zielscheibe für Mobbing und Schikanen der übelsten Sorte.
Es stellt sich heraus, dass er sein Nachleben nun gemeinsam mit anderen verstorbenen amerikanischen 13jährigen in einer Art Stadt verbringen wird. 50 Jahre lang bleiben sie dort physisch dreizehn Jahre alt, unter sich, ohne Erwachsene, bis sie in ein anderes, unbekanntes Dasein verschwinden. Es ist ihr Gott “Zig” – wie der Name schon ahnen lässt ein wohl eher freakiger Typ – der ihre Todeserfahrungen vorsichtig entschärft hat, die charakterlichen Extreme abmildert und Selbstvertrauen schenkt, mit Lieferungen an gesundem, vegetarischem Essen versorgt und gelegentlich mit kuriosen Fundstücken überrascht.
Statt Höllenfeuer, Wattewölkchen oder andere religiös überlieferte Himmelsversionen gibt es eine Art Jugendlager ohne Süßigkeiten oder Komfort mit der Vermutung, dass es Parallelnachwelten gibt. Irgendwo müssen ja auch andere Nationalitäten und Alterstufen ihr Nachleben verbringen. Außerdem war doch irgendwann mal ein chinesischer Drachen über die unüberwindliche Mauer, die die Stadt umgibt, geflogen.
Wie sieht eine Stadt aus, die Für-immer-13-Jährige organisieren? Es hat so seine ganz eigenen Fegefeuer…
Die erste Offenbarung für Boo-Oliver ist es, dass er nun lediglich begabt, aber mit sozialer Wahrnehmung bedacht ist und Freunde findet.  Dann aber “erwacht” sein Schulkamerad Johnny Henzel dort, der ihrer beider Tod in anderem Licht erscheinen lässt. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise durch diese Nachwelt, um ihren vermeintlichen Mörder zu finden.
Das Buch ist in kurze Kapitel eingeteilt, die jeweils mit einem Element aus dem Periodensystem betitelt sind und wie eine Art wissenschaftlicher Countdown runtergezählt werden. Boo wendet sich in seiner  Niederschrift imaginär an seine Eltern, um ihnen sein Nachleben zu erklären.
Neil Smith siedelt Boo’s Tod zwar in den 70iger Jahren an, ist aber absolut aktuell. Denn er geht mutig und offen die realen Probleme der jungen Schüler an, wie  Mobbing, emotionale und geistige Gesundheit, (bewaffnete) Aggression. Er schickt seine Protagonisten auf eine abenteuerliche Reise, die in die Tiefen von Gut und Böse, Leben und Tod, Kummer und Verlust, Rache und Vergebung führt.Einem 13jährigen würde ich das Buch nicht gerne in die Hand geben. Alle anderen Leser ab dem jugendlichen Erwachsenenalter und älter sei es aber sehr empfohlen.
Für mich war es ein “Pageturner”, der trotz aller schweren Themen mit Witz und Ideenreichtum fesselte.
  • Katala 22. Februar 2017 at 8:22

    Nun weiß ich, welches Buch ich als nächstes brauche. Vielen Dank dafür.
    Lieben Gruß
    Katala

  • Nicole/Frau Frieda 22. Februar 2017 at 12:20

    Ach.. Du meine Güte! Der arme Kerl 50 Jahre lang 13?? 50 Jahre lang pupertär und die anderen "Mittoten" auch? Das ist wirklich die Hölle auf Erden.. nee, nee, nee.. ein Jahr lang 13 zu sein, hat mir und meinem Großen schon gereicht. Vielen Dank! Aber natürlich trotzdem – vielen Dank für die schöne Buchvorstellung, liebe Andrea! Herzlichst, Nicole

  • Birgitt 22. Februar 2017 at 13:26

    …das klingt spannend, liebe Andrea,
    und kommt mal auf meine Leseliste…danke für die Vorstellung,

    liebe Grüße Birgitt

  • Himmel Blau 22. Februar 2017 at 15:33

    Klingt spannend…wenn nicht dieser ungelesene Bücherberg hier wäre…der dank des gut sortierten örtlichen Buchladens auch nicht kleiner werden möchte…;-). LG Lotta.

  • Astrid Ka 22. Februar 2017 at 17:35

    Danke fürs Vorstellen!
    LG
    Astrid

  • mano 24. Februar 2017 at 6:35

    ja, ich danke auch. ist notiert, aber ob ich es lesen werde weiß ich noch nicht. moment interessiert mich mehr das alter als die jugend…
    liebe grüße
    mano

  • Judika 25. Februar 2017 at 8:17

    Liebe Andrea,
    das vorgestellte Buch hört sich sehr interessant an.
    liebe Grüße Margot