Am Lago Maggiore tummeln sich die Touristen, an den Hängen mit Seeblick kleben die Villen wie Schwalbennester. Kaum vorstellbar, dass sich gar nicht weit vom Seeufer ein kleines, fast vergessenes Paradies befindet.
Das Klima ist mild, die Luft hervorragend, bis auf 900 m über dem Meeresspiegel wachsen hier Palmen, Feigen, Kiwis.
Der Nationalpark Val Grande (die größte Wildnis Italiens) ist nicht weit und grenzt an Täler, die direkt bis zum See reichen. Die Tierwelt ist in diesen Tälern wieder sehr artenreich – eigentlich fehlen nur noch Bären und Wölfe.
Trotz der Nähe zum See sind die Menschen, die im Hinterland leben, eher den Bergen verbunden.
Kleine Dörfer liegen an den Berghängen und bekommen dort das Sonnenlicht, an dem es im engen Tal eher mangelt. Zu den meisten Dörfern führen heute enge Sträßchen in Serpentinen, auf denen gerade so eben ein Auto an dem entgegenkommenden vorbei kommt. Oder auch nicht, da heißt es eben schwindelfrei rückwärts zu fahren.
Früher musste man schmale, steile Stiegen, Saumpfade mit Steinbrücken, die über die Bäche führten, nutzen.
Die Orte waren so abgelegen, dass sie eine eigene Kultur, vielfältige Trachten und unterschiedliche Dialekte entwickelten.
Natürlich hatte auch jedes Dörfchen seinen eigenen Dorfheiligen.
Noch immer wachsen die Esskastanien an den steilen Hängen, die den Menschen hier früher das Überleben sicherten.
Doch seit über hundert Jahren nimmt die Bevölkerungszahl stetig ab. Es mangelt an Arbeitsplätzen in den Bergdörfern oder auch im Tal. Das Leben in den Bergen ist hart, unbequem und vielen zu rückständig. Mehrere Auswanderungswellen gingen über das Land hinweg.
Zurück blieben halb verlassene Orte, Steinmauern, an einst terrassierten Hängen, die von anderen Zeiten und der Geschichte der Almwirtschaft erzählen, Saumpfade….
Manch einer wohnt mittlerweile am See und kehrt in den heißen Sommertagen zum Häuschen der Vorfahren in den Bergen zurück. Andere Häuser werden an Ausländer verkauft und durch die Nutzung als Ferienhaus erhalten.
Hier wurden früher wohl eher Schafe und Ziegen gehütet |
Die Instandsetzung der alten Häuser ist nicht billig, z.B. die alten Steindächer, und auch nicht einfach, denn die Straßenverhältnisse oder auch die Abgelegenheit macht oft genug den Materialtransport mit einem Hubschrauber nötig.
Steinstufen, die nunmehr ins Nichts führen, Trockenmauern, die Geschichten erzählen könnten, Pfade, auf denen früher Ziegenherden zu den Weiden getrieben wurden.
Manches verlassene Häuschen möchte einen verlocken. Wahrlich ein vergessener Ort (“Lost place”), wie aus der Zeit und von der Landkarte gefallen.
Noch im Frühjahr schaute ich durch einen Maschendrahtzaun hindurch, jetzt ist dieser fort. Ob sich ein Entdecker gefunden hat, der den kleinen Schatz vor dem Verfall rettet? Es würde sich lohnen. Von hier aus kann man das ganze Tal überblicken. (Gut, ich bin ehrlich. Eigentlich kann man hier am Hang, wo die Häuser nur zu Fuß vom Dorf aus über unzählige Treppen und Stiegen zu erreichen sind, von jedem Haus aus diesen Blick genießen.)
verlinkt bei Sigruns “Lost Places”.
…ich würde es diesem wundervollen Haus wünschen, liebe Andrea,
dass es wieder mit Leben gefüllt wird…aber es ist natürlich sehr schwierig, wie du gut beschreibst…auf einen Blick sieht es einfach idyllisch und einladend aus, aber die Arbeit, die Zeit und das Geld, das notwendig ist, muß man erstmal investieren können…und unter diesen einfachen Bedingungen leben wollen…das Einladende sieht doch eher nach Schönwetterurlaub aus,
liebe Grüße
Birgitt
Zauberhaft! Bei mir beginnt sofort das Kopfkino und ich rieche und fühle Italien.
Komisch, dass das früher alles ging, mit viel weniger Technik. Manchmal erschrecke ich, wie sich die Gesellschaften so entwickeln…. Möge sich noch der ein oder andere Liebhaber finden.
Liebe Grüße
Nach deinem Anfangsbild der touristenvollen Strände war die Kletterei zu diesen verlassenen Häusern für mich dann dennoch eine Erholung… Als wir von Meran aus die Passstraßen wählten, sahen wir so viele winzigste Dörfchen mit drei vier Höfen am Rand der Berge und haben uns gefragt, wie diese Menschen dort leben, wo sie arbeiten, oder ob sie von ihrem Hof leben können, ob und wie sie sich selbst genügen, wenn die Fahrt über holprige Bergstraßen in die nächste Siedlung Stunden dauert, was ist im Winter, gibt's da Internet ;-)… Darüber nachzudenken ist uns so abhanden gekommen. Dennoch reizt es mich immer noch, mich so einer Weitab-vom-Getriebe-Erfahrung mal auszusetzen. Du wirst uns berichten, ob was aus dem verlassenen Haus wird… Lieben Gruß Ghislana
Ich finde es immer wieder faszinierend, was die Menschen lange vor unserer Zeit alles bewerkstelligt haben. Und das ohne all die Gerätschaften der heutigen Zeit. Unfassbar. Ein wunderbares Fleckchen Erde, das du uns da zu, wirklich wie aus der Zeit gefallen …
Liebe Grüße und hab noch einen schönen Tag … Frauke
Deine Bilder wecken gleich die Erinnerung an wunderbare Wandertouren in den Bergen oberhalb des Lago Maggiore. Wir hatten mal eine hübsche Ferienwohnung auf einem Weingut am Hang oberhalb von Locarno. Die alten Steinhäuserdörfer fand ich wunderbar, aber ich hab mir auch schon Gedanken gemacht, wie es sich dort lebt.
Danke fürs Verlinken…seit heute habe ich endlich wieder Internet.
LG Sigrun
jetzt habe ich so richtige sehnsucht bekommen, wieder einmal dorthin zu fahren. das letzte mal waren wir vor 25 jahren dort… die kleinen dörfer mit ihren verwinkelten häusern mit den steindächern haben mich immer so fasziniert. wie schön wäre es, wenn wenigstens einiges davon erhalten bliebe! schön, dass ihr darunter seid! dem kleinod am hang wünsche ich viel glück und neues leben!
liebe grüße, mano
Beim Blick auf deine ersten Fotos dachte ich glatt, du wärest auch in Ligurien gewesen. Nur die Überschrift hat mich davon abgebracht. (Ich bin wieder da, nicht nur aus dem Urlaub zurück – sondern auch wieder in der Blogwelt…) LG mila
Wunderschöne Fotos hast Du eingefangen!
Dabei kam mir sofort das eine kleine Bergdorf in der Nähe von Turin (glaube ich jedenfalls) in den Sinn.
Dort hat uns ein Bekannter mal hin entführt. Bewundert habe ich dort eine 88-jährige Frau die seit ihrer Geburt dort lebt und auch dort sterben möchte.
In diesem Dörfchen lebten gerade mal noch knapp 20 Menschen (alle über 70 Jahre) zufrieden und glücklich.
Für eine kurze Auszeit fand ich es herrlich, dort aber leben, vor allem im Winter – nein das kann ich mir für mich so gar nicht vorstellen.
Liebe Grüße
Kirsi