Eye Poetry Kreatives

Eye-Poetry # 07 – Die kreative Herausforderung für Juli / August

16. Juli 2017

Wenn ihr gern weiter in der Sommerstimmung schweben möchtet, dürft ihr Euch gern noch kreativ an dem Gedicht von Emily Dickinson versuchen, die Verlinkung der Eye-Poetry # 06 ist noch bis zum 14.August geöffnet.

Steht Euch der Sinn nach eher experimenteller Lyrik und Konkreter Poesie, dann habt Ihr bestimmt an der neuen Herausforderung Freude.

Die nächste Runde der Eye-Poetry hat nämlich ein Gedicht des österreichischen Lyrikers Ernst Jandl (1925 – 2000) zum Thema. In den 50er und 60er Jahren wurden die Gedichte Jandls als Provokation empfunden: “Verbalkaspar” und “Kulturrowdy” schimpfte man ihn. Doch die Literaturlandschaft der direkten Nachkriegszeit war endlich in Bewegung geraten. Ich durfte seine Gedichte dann schon im Deutschunterricht genießen. Heute ist schon Grundschulkindern “Ottos Mops” bekannt.

Jandl hat schon in jungen Jahren durch seine dichterisch tätige, früh verstorbene Mutter Kontakt mit dem literarischen Schaffensprozess bekommen. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland liest er heimlich mit Gleichgesinnten expressionistische Literatur, hört Jazz und kann sich nationalsozialistischer Indoktrination entziehen. 1943 wird er zur Wehrmacht eingezogen, kommt 1944 an die Front, wo es ihm gelingt mit Kameraden zu amerikanischen Truppen überzulaufen.

Nach dem Krieg studiert er Anglistik und Germanistik, wird Lehrer und wendet sich dem Schreiben zu. 1954 lässt sich Jandl von seiner Frau scheiden und lebt bis zu seinem Tod mit der Schriftstellerin Friederike Mayröcker zusammen.
Das Gedicht “bibliothek” wurde 1978 veröffentlicht und gehört somit zu Jandls Spätwerk.

bibliothek
 
die vielen buchstaben
die nicht aus ihren wörtern können
 
die vielen wörter
die nicht aus ihren sätzen können
 
die vielen sätze
die nicht aus ihren texten können
 
die vielen texte
die nicht aus ihren büchern können
 
die vielen bücher
mit dem vielen staub darauf
 
die gute putzfrau

mit dem staubwedel

ernst jandl
Die Ferienzeit hat begonnen.  Mal schauen, ob ihr es schafft, Buchstaben und Wörter aus der “Bibliothek” zu befreien und sie vielleicht im Sand der Atlantikküste, auf den Wiesen der Schweizer Berge, am  Gate 13  des Flughafens auf dem Weg nach Spanien oder einfach daheim geblieben auf dem sonnigen Balkon neue Wege beschreiten zu lassen.

Am 15. August werde ich  nachfragen, was Euch an interessanten Ideen in den Sinn gekommen ist. Vom 15. August bis zum 14. September habt Ihr dann wieder Zeit zum Verlinken.

Hier noch einmal die Spielregeln:

Eure Möglichkeiten sind weit gefächert, je größer am Ende die Vielfalt, desto interessanter ist es doch.

* Eye Poetry – was ist damit gemeint?
“Lyrik fürs Auge” –  Literarisches für das Auge umgesetzt.

* Idee:
An jedem 16. eines Monats stelle ich ein Gedicht, ein Zitat oder ein kurzes Stück Prosa vor.
Wir haben einen Monat Zeit,  einen ganz persönlichen kreativen Weg zu finden, den Text für das Auge umzusetzen, zu interpretieren und in eine neue, eigene Form zu gießen.
Die Form ist frei. Möglich sind z.B.

– Foto, Fotoserie
– Darstellung in gemalter, gezeichneter, collagierter, gestempelter … etc. Form
– künstlerische Installation
– Genähtes, gestricktes, gesticktes, gefilztetes etc. Objekt
– Filmchen
– …

Es gibt keinen falschen oder richtigen Zugang, sondern nur einen ganz persönlichen.
Es geht nicht um Perfektionismus, sondern um kreatives Schaffen, Spaß, Inspiration.
Jeder wählt die Form, die ihm gerade passend erscheint, an der er Spaß hat, wofür gerade die Zeit übrig ist. Und manchmal ist dann vielleicht auch der Zufall im richtigen Moment zur Stelle.

* Vorstellung
Teilnehmen könnt Ihr mit einem eigenen Blog-Posting. Am 15. des Folgemonats verlinkt Ihr die Darstellung Eurer Ergebnisse auf meinem Blog.
(Am besten, ihr sucht für das Thumbnail-Image, das dann hier auf dem Blog erscheint, Euer Ergebnis aus).
Spannend wäre es, wenn Ihr Eure Idee und den Weg dahin schildern würdet. Am Ende sollte auf jeden Fall das  Objekt / Foto/ Bild/ … stehen mit dem zugrunde liegenden Zitat.

Bedingung ist nur, dass es keine älteren Beiträge sind und/oder die nicht in Zusammenhang mit unserem Projekt erstellt wurden. (Kommerzielle oder Werbung tragende Links sind unerwünscht, da bitte ich um Euer Verständnis).

Gern dürft Ihr diesen Button mit auf Euren Blog nehmen:

Viel Spaß! Wir treffen uns mit unseren Ergebnissen dann hier am 15. August.

  • Eva-Maria H. 16. Juli 2017 at 16:08

    Jaaa,
    Otto Mopps

    Laut und Luise, ich kenne ihn! Auch habe ihn genossen.

    Herrlich, da fällt mir mit Sicherheit was ein.

    Lieben Gruß Eva
    :-)))))))))))))))))))))))

    • Eva-Maria H. 16. Juli 2017 at 16:11

      hätte ich fast vergessen:

      Gute Besserung und alles Gute für dich.

      Grüßle Eva

  • Birgitt 16. Juli 2017 at 17:37

    …ach Jandl, liebe Andrea,
    das weckt Erinnerungen…manche meine lechts und rings usw…da bin ich bestimmt dabei…und mit dem Klee ziehe ich jetzt auch noch nach, danke fürs Ermutigen…

    liebe Grüße Birgitt

  • frau nahtlust 16. Juli 2017 at 18:35

    Ui, nach so viel konkretem etwas abstraktes, liebe Andrea, das ist eine feine Abwechslung. Nun bin ich gespannt, was mir zuhause so einfallen wird, denn der nächste Urlaub ist noch eine Weile hin. Ich habe also Zeit, mir die "Bibliothek" zuhause als Anregung zunutze zu machen 🙂
    Lieben Gruß und bis bald.
    Susanne

  • frau nahtlust 16. Juli 2017 at 18:37

    und pssst: In deinem Titel des Textes fehlt noch ein l – oder muss es tatsächlich bibiothek statt bibliothek heißen? 😉
    LG. Susanne

    • Andrea_B 16. Juli 2017 at 21:14

      Danke, Susanne, da hab ich beim Korrekturlesen mal wieder nur mit halben Auge hingeschaut.
      Liebe Grüße
      Andrea

  • Angelika 16. Juli 2017 at 18:54

    Hm, bis jetzt habe ich den Eindruck, ich kenne den Herrn Jandl noch nicht. Aber das ändert sich ja jetzt. Ich bin gespannt.

    Viele Grüße,
    Angelika

  • Astrid Ka 16. Juli 2017 at 21:21

    Aha! Das ist ja mal ein interessanter Kontrapunkt.
    Gute Nacht!
    Astrid

  • Friederike 18. Juli 2017 at 18:05

    ach der Jandl, man muss ihn sprechen hören, ich habe eine CD von ihm, sehr eindrücklich!!
    "lechts und rinks kann man nicht velwechsern" ist ein geflügelter Ausspruch bei mir zu Hause 😉
    lg

  • Nicole/Frau Frieda 21. Juli 2017 at 6:12

    Bei Ernst Jandl fällt mir immer der Mops ein, liebe Andrea! Die staubgewedelten Bücher kannte ich noch gar nicht 😉 Eine feine Herausforderung – ich musste irgendwie direkt an Tintenherz denken. Alles Liebe, Nicole

  • mano 22. Juli 2017 at 4:41

    klasse!! ich liebe ernst jandl seit ich seine werke während meines studiums kennengelernt habe. zeitweise hab ich selbst gedicht in form seiner "bildgeschichten" wie "der künstliche baum" geschrieben. schade, die sind leider verschollen. otto mops hab ich auch schon mal vermustert, das hängt immer noch bei mir an der wand.
    also ist es für mich eine große freude, mich mal wieder mit ihm zu beschäftigen. und ihn unbedingt mal wieder anzuhören!!
    liebe grüße
    mano

  • Andrea Karminrot 22. Juli 2017 at 18:46

    Mein Kerl hatte gerade die richtige Idee!
    Dieses Mal werden wir dabei sein!
    Liebe Grüße
    Andrea

  • verfuchstundzugenäht 29. Juli 2017 at 7:28

    Ich liiieeeeebe Jandl!