Das hat perfekt gepasst! Gerade als dieses Bilderbuch bei mir ankam, hatte ich Besuch, der es sehr geschätzt hat, dass ich mit ihm gemeinsam ein Buch anschaue. Der gerade siebenjährig gewordene Bub ist zweisprachig aufgewachsen. Aber ein paar Wörter, die im Buch vorkamen, wie z.B. “Idylle”, musste ich ihm doch erklären.
Da er die Natur sehr liebt, war er begeistert von dieser Geschichte um den Regenbogenfisch. Gleich eine Vielzahl von Lösungsvorschlägen, um die Fische zu schützen, sind aus ihm herausgesprudelt. Nicht alle würden sich realisieren lassen, andere durchaus. Die Erwachsenen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft könnten ein paar sehr junge Berater*innen gut gebrauchen. Es geht hier schließlich um ihre Zukunft. Ich hoffe, ihr findet auch Gefallen an dieser Aktualisierung eines geliebten Klassikers.
Marcus Pfister: Der Regenbogenfisch in Gefahr
Auf den ersten Blick gibt es ein freudiges Wiedererkennen des Regenbogenfisches. Doch auch wenn dieses Bilderbuch lustig bunt daher kommt, behandelt es ein sehr ernstes Thema, über das sich selbst die meisten Erwachsenen zu wenige Gedanken machen: die Fischerei mit Schleppnetzen und die Überfischung der Meere allgemein. Deshalb sei voraus geschickt, dass diese Fischereimethode als die destruktivste gilt. Denn sie verursacht erhebliche ökologische Schäden und Zerstörung an den kostbaren Lebensräumen am Meeresboden und trägt zum Verlust der Artenvielfalt im Meer bei. Die Quoten an Beifang sind immens, Lebensräume wie Muschelbänke und Riffe können dadurch schwer beschädigt werden. Ein trauriges Erbe, das wir da unseren Kindern und Enkeln hinterlassen werden.
Für den Regenbogenfisch wird es dramatisch
Doch wie und wann führt man Kinder an ein so wichtiges Thema adäquat heran, das in ihrer Zukunft immer relevanter werden wird? Schauen wir, ob es diesem Bilderbuch gelingt.
Das erste Bilderbuch um den Regenbogenfisch von Marcus Pfister erschien 1992. Wie oft habe ich das bunte schillernde Buch gemeinsam mit meinen Kindern, als sie klein waren, durchgeblättert. Dass mittlerweile im Laufe der Jahre mehrere Bände um den Regenbogenfisch dazu gekommen sind, habe ich allerdings gar nicht mehr mitbekommen.
Das Cover verrät bereits, dass die Thematik dieses Mal dramatischer ist, aber auf jeden Fall gut enden wird. Es wird klar, dass Kinder hier offen über die Probleme der Meere informiert werden sollen. Die Meereswelt ist nicht nur heiter und farbenprächtig, sondern durch Eingriffe der Menschen stark gefährdet.

Bezaubernde, schillernde Illustrationen
Wie schon beim allerersten klassischen Regenbogenfisch-Buch überzeugt die Qualität der charaktervollen Illustrationen durch die leuchtenden bunten angenehmen Farben, die ansprechenden, niemals kitschigen Fische mit glänzenden Schuppen, die Kinder schon immer fasziniert haben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Meeresboden wirklich noch so unvermüllt aussieht, wie er so schön illustriert wird.
Wir treffen den Schwarm der Regenbogenfische, die bislang noch idyllische Verhältnisse genießen konnten. Noch schwimmen sie sorglos, ahnungslos und in scheinbar intakter Umgebung. Doch es dringen bereits besorgniserregende Nachrichten herein. Zunächst werden diese vom schillernden Schwarm noch als unglaubwürdige Schreckgeschichten weggewischt. Aber die Realität der bedrohten Ökosysteme holt den Fischschwarm nur zu schnell ein.
Gefangen im Schleppnetz
Gemeinsam mit anderen flüchtenden Fischen werden die Regenbogenfische von einem Schleppnetz eines riesigen Fischerbootes mitgerissen. Dieses schleift am Meeresboden entlang und reißt auch Korallen und Meerespflanzen mit sich.
Kinderaugen beobachten scharf und werden beim Betrachten des Buches im Beifang auch Meeressäuger und Schildkröten entdecken.
Gut, dass der Regenbogenfisch am Ende der Geschichte mit Hilfe von Freunden im Meer einen Befreiungsplan schmieden und durchführen kann, so dass alle gefangenen Meeresbewohner dem Netz entkommen können. Puh, das war knapp!
Auch wenn es dieses Mal noch mal gut ausgegangen ist, jedoch bleibt die Gefahr nur für den Moment gebannt.

Sensibilisierung für Umweltthemen
Die Thematik wird kindgerecht dargestellt. Die Kinder fiebern mit ihren Fischfreunden mit und erfassen die Dramatik der spannenden Handlung. Doch es soll ihnen keine Angst gemacht werden, sondern die Aufmerksamkeit für die Bedrohung der Meere geweckt werden. Und das gelingt hier meiner Meinung nach.
Allerdings würde ich aufgrund der ernsten Thematik und des Schreibstils das Buch für Kinder ab 5 Jahren empfehlen und nicht für Jüngere. Beim Vorlesen kann man manche Wörter und Sachverhalte mit den Fragen der Kinder erklären. Der Umfang des Textes ist für diese Altersgruppe gut überschaubar.
Die Erzählung regt zum Nachdenken an und sensibilisiert für Umweltthemen. Das begleitende Vorlesen ist hier sehr wichtig, denn die Kinder möchten sich über die Thematik mit Erwachsenen austauschen, haben Fragen und möchten Lösungen entwickeln. Die Bereitschaft des Erwachsenen sollte da vorhanden sein. Vielleicht ist dies ein Anlass, sich selber mal Gedanken über Konsumverhalten, Essgewohnheiten und Engagement zu machen.
Ich bedanke mich beim NordSüd-Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Auf meine Meinung und Rezension des Buches hat dies keinen Einfluss.
Marcus Pfister:
Der Regenbogenfisch in Gefahr
NordSüd-Verlag, August 2025
32 Seiten
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