Meine 12tel-Blicke 2022 {Januar}

Seit 2013 bin ich nun schon bei der 12tel-Blick-Fotoaktion dabei. Kein Wunder, dass sie mir sehr ans Herz gewachsen ist. Immer wieder komme ich an Stellen vorbei, die mal Fotostandorte der Vorjahre waren. Da verweile ich einen Augenblick und schaue mit liebevollem Blick, was sich inzwischen alles verändert hat.

In jedem Dezember wandert mein Blick suchend herum, ob ich auf einer Hunderunde oder (heuer nur noch höchst selten) bei einem Stadtgang einen Fotostandort für das kommende Jahr finde. Dieses Mal kam es mir besonders schwer vor. Meine Lieblingsstellen hatte ich schon längst eingesetzt. Ich hatte das Gefühl, als wären schon alle Trümpfe ausgelegt.

Anfang Januar hatte ich auf einer Runde im raren Schnee plötzlich die Idee, diese Stelle etwas genauer zu erkunden. Blickwinkel wurden probiert, dann fiel die Entscheidung. Standort 1 war gefunden. Bis dahin war dann der Schnee fast verschwunden…
Im Jahreslauf möchte ich eine alte Eiche von zwei verschiedenen Seiten her beobachten. Sie ist die letzte in einer längeren Baumreihe, von der die anderen Bäume vor wenigen Jahren gefällt wurden.

No 1
Standort Eiche – Pfad
Mittwoch, 12. Januar 2022, 15.06 Uhr
ca. 1 Grad, sonnig, mit leichten Wolken

Gerade ohne ihre Blätter zeigen die Bäume fast schon eine spezielle Persönlichkeit. Man sieht an ihren Ästen, dass der Baum früher enge Nachbarn hatte. Die Schneereste auf dem Pfad lassen schon darauf schließen, dass dies eine recht schattige, kühle Ecke ist. Trotzdem hatte ich bis in den November hinein hier wilde Himbeeren gefunden.

No 2
Standort Eiche – Wiese
Sonntag, 23. Januar 2022, 9.03 Uhr
-2 Grad, Hochnebel

Mein erster Standort befindet sich rechts auf dem Pfad vor dem Kahlschlag, der mittlerweile wieder etwas Bewuchs zeigt. Von diesem zweiten Standort nun sehen wir die Eiche in der Mitte mit efeubewachsenem Stamm. Ich habe mich für das Fotografieren hingehockt, weil ich auch die Entwicklung der Wiese im Jahreslauf mit einbeziehen wollte.

Auf den jungen Herrn Collie muss ich gerade etwas acht geben, denn die Wiese ist im Herbst gemistet worden. Es liegen hier und da noch ein paar Reste herum. Die Südseite dieses Hügels wurde früher übrigens für den Weinbau genutzt. Seit wenigen Jahren versucht sich wieder jemand hobbymäßig an einem schmalen Hügelstreifen daran.

Die Nordseite hier war wunderbar mit alten Bäumen bewachsen, die leider den Sägen zum Opfer gefallen sind. Drücken wir der Eiche also die Daumen.

No 3
Standort Seerhein – Fern
Dienstag, 18. Januar, 9.00 Uhr
ca. 0 Grad, Hochnebeldecke

Da wage ich mich doch noch einmal mit einem eher städtischen Blick. Wir befinden uns hier am linksrheinischen Ufer des Seerheins in Petershausen. Auf dem anderen Ufer könnt Ihr die Altstadt von Konstanz erblicken. Auf unserer Fotostandortseite befand sich früher eine bekannte Textildruckerei. Jetzt sind hier moderne Wohngebäude (in meinem Rücken) entstanden und diese – ähm – Betonstufen, die als “urbane Kante” definiert werden.

Auf jeden Fall kann ich Euch in den nächsten Monaten mit geographischen und geschichtlichen Hintergründen versorgen. Ganz unbelebt wird das Ufer auch nicht bleiben, auch wenn ich meist nur am Morgen hier sein werde.

Die vordere Brücke, die ihr sehen könnt, ist eine Fahrradbrücke, die 1991 eingeweiht wurde. Ich kann mich noch daran erinnern, dass dort früher noch eine Personenfähre verkehrte. Ab 1892 wurde gerudert (daran kann ich mich nicht erinnern….), ab 1910 fuhr ein Motorboot. Leider wurde diese alte Fährverbindung nach dem Bau der Fahrradbrücke eingestellt.

No 4
Standort Seerhein – Zoom
Dienstag, 18. Januar, 9.02 Uhr
ca. 0 Grad, Hochnebeldecke

Ja, das habe ich bislang noch nie gemacht. Als zweiten Blick von diesem Standort aus, habe ich einen Zoom gewählt. Ob mir das jeden Monat so passgenau gelingen wird, wage ich zu bezweifeln… Über den Seerhein spannt sich im Vordergrund die gerade beschriebene moderne Radbrücke, dahinter könnt ihr noch die alte Rheinbrücke mit dem mittelalterlichen Rheintorturm entdecken.

Leider sieht man es von hier aus nicht so genau. Die alte Rheinbrücke endet neben dem Turm. Ihre alte Vorgängerin führte früher direkt zum Rheintorturm. Aber nach dem großen Brückenbrand am 1856 wurde sie nicht wieder an derselben Stelle aufgebaut, sondern etwa 60 Meter daneben. Es gibt auch noch eine neue Brücke, steht allerdings in meinem Rücken. Vielleicht schauen wir sie uns mal in den nächsten Monaten an.

Diesen Morgen habe ich ganz übrigens zufällig gewählt, weil ich einen Großeinkauf in der Nähe plante. Da zahlt es sich mal wieder aus, dass ich in Zeiten der Pandemie sehr früh einkaufen gehe. Die Sonne gießt tatsächlich genau in diesem Zeitraum Gold in den See.

Danke an Eva, die auch 2022 diese wunderbare Fotoaktion betreut. Am 30. jeden Monats sammelt sie wieder all unsere Standortblicke auf ihrem Blog ein.
Vielleicht habt Ihr auch noch Lust, im letzten Moment auf den Zug aufzuspringen? Eva erklärt auch die 12telBlick-Philosophie sehr anschaulich.