Am 1. November sind wir bereits in die letzte Kurve vor dem Ziel unserer Jahresprojekte eingebogen. Manche von Euch hatten zwischendurch einen Durchhänger. Die eine oder andere hat auch aufgesteckt.
Na, habt Ihr den Faden wieder aufgenommen oder ihn gar nicht erst verloren?
Ich freue mich jeden Monat nachzuschauen, wie weit ihr gekommen seid!
Mein Jahresquilt
ist seit September fertig. Ich habe am Anfang des Jahres gleich zwei Monatspensen aufgenommen, weil ich befürchtet hatte, dass der kleine Welpe mich so manche Arbeitsstunde kosten würde. Außerdem wollte ich nicht auf den letzten Drücker hudeln. Und so beendete ich den Quilt schneller als erwartet.
Neue Pläne
Im Oktober lagen einige Näharbeiten für die lieben Kleinen an. Deswegen habe ich alles andere erst mal aufgeschoben.
So nutzte ich den Oktober zum Brainstorming. Ende Oktober, ist mir eine Idee gekommen, bei der ich die Resteverwertung und das Quilten in einem kleinen Projekt wieder vereinen kann. Es wird auch ein feines Weihnachtsgeschenk, deshalb verrate ich hier noch nicht so viel. Im November wird zugeschnitten und mit dem Nähen begonnen, so dass ich Euch beim nächsten Mal ein paar kleine Schnipsel zeigen kann.
Wenigstens war ich bei meinem Leseprojekt produktiver….
Zurückgeblättert
Für den Oktober habe ich mir eines meiner Lieblingsbücher vorgenommen. Unter dem Pseudonym Pascal Mercier hat der zeitgenössische Philosoph und Schriftsteller Peter Bieri den Roman “Nachtzug nach Lissabon” verfasst. Dieser ganz spezielle Roman ist ein Bestseller geworden, der unter dem gleichen Titel auf verfilmt wurde.
Pascal Mercier: “Nachtzug nach Lissabon”
Von einem Moment auf den anderen gerät das eingespurte, dröge Leben des altphilologischen Lehrers Raimund Gregorius aus Bern auf vollkommen unerwartete Gleise. Eine Zufallsbegegnung und ein Buch eines unbekannten portugiesischen Schriftstellers lassen Gregorius spontan aus seinem privaten und beruflichen Alltag ausscheren. Kurze Zeit später sitzt er im Nachtzug nach Lissabon auf den Spuren dieses Mannes, dessen philosophische Gedankengänge sein Innerstes berühren.
Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?
S. 58
Gregorius unternimmt diese Reise, einerseits um einen ihm fremden Mann zu finden. Gleichzeitig ist er auf der Suche nach sich selbst. Das tiefgründige und inspirative Buch des Portugiesen bietet ihm dabei eine Anleitung.
In Lissabon taucht er nicht nur in das Flair dieser zauberhaften Stadt ein. Gregorius erforscht intensiv das Leben des Autors, der Arzt gewesen ist. Neben dessen Verwandten, Freunden und Bekannten begegnet Gregorius auch dem politischen Geschehen unter dem Diktator Salazar und der Nelkenrevolution nach Jahrzehnten der Unterdrückung. Parallel zu seinen Nachforschungen arbeitet er sich weiter durch das philosophische Werk des Portugiesen. Sprachbegabt ist Gregorius ja, aber hier muss er parallel sich auch die portugiesische Sprache erobern, um das Geschriebene überhaupt zu verstehen.
… den traumgleichen, pathetischen Wunsch, noch einmal an jenem Punkt meines Lebens zu stehen und eine ganz andere Richtung einschlagen zu können als diejenige, die aus mir den gemacht hat, der ich nun bin….
S. 168
Dieser Wechsel bestimmt auch das Tempo des Romans. Einmal wandelt man mit Gregorius auf den berührenden Spuren des Schriftstellers und Arztes Prado, der einem immer mehr bekannt und vertraut zu werden scheint. Dann wieder braucht man Muße, um die tiefgründigen philosophischen Gedanken aus dem portugiesischen Werk in Ruhe aufzunehmen.
Das Leben ist nicht das, was wir leben, es ist das, was wir uns vorstellen zu leben,…
S. 252
Ihr seht, dieser Roman lässt sich nicht im Intercitytempo durchqueren. Der Nachtzug nach Lissabon lädt immer wieder zum Verweilen, Pausieren und Nachsinnen ein. Wer sich darauf einlässt, wird reichlich belohnt. Denn die Themen die behandelt sind, bewegen irgendwann eigentlich jeden: der Sinn des Lebens, die zwischenmenschlichen Beziehungen, politische Unterdrückung, persönliche Verantwortlichkeit etc.
…nicht nur in der Zeit sind wir ausgebreitet. Auch im Raum erstrecken wir uns weit über das hinaus, was sichtbar ist. Wir lassen etwas von uns zurück, wenn wir einen Ort verlassen, wir bleiben dort, obgleich wir wegfahren. Und es gibt Dinge an uns, die wir nur dadurch wiederfinden können, dass wir dorthin zurückkehren. Was könnte aufregender sein, als ein unterbrochenes Leben mit all seinen Versprechen wieder aufzunehmen?
Lissabon ist mir von mehreren Reisen sehr vertraut. Es ist eine Freude mit Gregorius durch die bekannten Gassen zu laufen und mit der Straßenbahn über die Hügel zu bummeln. Salazar und die Nelkenrevolution waren mir schon vorher ein Begriff, aber animiert von dem Buch und meinen Reisen habe ich mich intensiver damit beschäftigt. Bei jedem neuen Lesen finde ich andere Stellen, über die ich intensiver nachdenken möchte, die mehr mehr sagen, als bei der letzten Lektüre..
Durch das Jahresprojekt habe ich den Roman zum dritten Mal gelesen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Wer meint, keine Zeit für einen langsamen Nachtzug zu finden, kann ja als Einstieg die Verfilmung des Romans wählen. Auch danach kann man in den Zug noch einsteigen.
So, und nun seid Ihr dran
Ich bin sehr neugierig zu sehen, wer bei der Stange geblieben ist. Wie sehen Eure Fortschritte, Misserfolge, Durchhänger, Wiederaufnahmen, Probleme aus?
Das war schlau, dass du außer dem Quilt auch noch ein Leseprojekt in Angriff genommen hast… so hast du bis zum Schluss was zu bloggen und den Quilt trotz Hund schon fertig und sicher. 🙂
Das Buch hab ich mal als Film gesehen. So richtig gut fand ich den allerdings nicht – man hatte das deutliche Gefühl, dass hier ein Roman mit viel “Innenleben” verfilmt wurde, das dann leider ziemlich komplett auf der (Bahn-)Strecke blieb. Wir saßen da leicht irritiert vorm Fernseher, guckten uns ab und zu an und fragten uns, was, wieso das denn jetzt? Und was soll dies denn nun? und beschlossen dann immer einstimmig: im Buch wird das bestimmt erklärt…
LG
Centi
Lissabon im Nachtzug, egal ob mit dem Zug- oder im Film, am besten aber Live ist immer eine Reise wert. Das Buch hat so viel Tiefgang, den Film habe ich schon mehrmals gesehen und unsere Reise nach Lissabon kam bis heute noch nicht zustande, schade. Du legst also bei deinem Jahresprojekt noch einen drauf, das finde ich schön. Für mich hat sich das Mitmachen an deinem Projekt auch gelohnt und den Ansporn habe ich gebraucht, wer weiss ob es sonst je eine Decke bei mir gegeben hätte. An dieser Stelle ein Dankeschön von mir an dich.
L G Pia
Guten Morgen liebe Andrea,
ich kann mich gar nicht sattsehen an dieser schönen Schneeflocke, noch vor einem strahlend blauem Himmel, auch wenn Du den Quilt schon gezeigt hast. Er gefällt mir so gut.
Nachtzug nach Lissabon habe ich auch gelesen, aber so ganz den Bezug habe ich nicht bekommen. Ob es daran liegt das ich die Stadt so gar nicht kenne … ich kann es nicht sagen. Es hat mir schon gefallen, aber so wie Du drüber schreibst habe ich es nicht empfunden.
Liebe Grüße und einen guten Novemberbeginn
Kirsi
hach… die Schneeflocke ist wirklich ein Traum…
Interessante Bücher hast Du immer. Ich werde allerdings erstmal eine andere Empfehlung von Dir anhören. Immer eins nach dem anderen.
Mit dem Jahresprojekt bin ich an sich wirklich glücklich. Bei einem bin ich auf Stand, beim zweiten lerne ich deutlich meine Grenzen kennen und beim dritten hatte ich gar kein Ziel definiert, da macht einfach die Beobachtung Spass find ich. Rundum gelungen also.
Liebe Grüße
illy
*auf dem Sprung zur Hunderunde am heutigen Feiertag…
Schön, dass Du doch den wunderbaren Quilt fertig hast. Jetzt wird er einfach schon genutzt, den Rest des Jahres 🙂 (und natürlich darüber hinaus)
Mit dem Wiederlesen der Bücher hast Du ja auch genug noch als Projekt.
Dieses Mal sicher ein Titel, den viele Leute kennen.
Danke Dir wieder für das schöne Projekt, so langsam geht es auf den Endspurt zu und ganz liebe Grüsse
Nina
Der Quilt ist der Hammer! Ich will mich nächstes Jahr an was einfaches wagen … Jahresprojekt 2022 …
LG Astrid
Jetzt reihe ich mich als Dritte ein unter die Schar derjenigen, die mit dem “Nachtzug” nicht wirklich warm geworden sind. Ich habe es damals geschenkt bekommen, mit viel Begeisterung der Gönnerin. Doch der Funken schlug nicht über, auch nicht beim Herrn K. An der schönen Stadt kann es nicht gelegen haben, obwohl ich sie nicht kennengelernt habe, weil mein Vater einen Rückzieher gemacht hat, an die Botschaft dort zu gehen. Wahrscheinlich liegt es an den Fragen, den Lebensthemen des Protagonisten, die so gar nicht meine sind, oder zumindest zum Zeitpunkt der Lektüre nicht waren.
Die Nelkenrevolution ist mir schon nahe gegangen durch die Schilderungen eines portugiesischen Freundes.
Deine Decke ist allerdings ein Traum, noch schöner vor dem knallblauen Himmel. Jetzt bin ich gespannt, was du noch ausgeheckt hast…
Eine gute neue Woche!
Astrid
Liebe Andrea
Dein Quilt gefällt mir sehr, die Schneeflocke ist sehr gelungen. Toll, dass du schon fertig bist und das trotz den beiden süssen Hunden.
Die Linkparty war eine super Idee und ich bin mir nicht sicher, ob ich sonst nicht am Klavier spielen drangeblieben wäre. Dank der Linkparty war ich stetig motiviert.
Ich wünsche dir einen angenehmen Feiertagabend und liebe Grüessli
Eda
Hallo Andrea,
ich glaube, die meisten von uns kamen bisher nicht in die Verlegenheit, dass sie mit ihrem Jahresprojekt schon fertig sind und nach neuen Ideen suchen müssen. Aber ich kann gut verstehen, dass die Schneeflocke zum Schluss hin eine magische Anziehungskraft hatte und sie fertig werden musste! So ein traumhafter Quilt!
Mir geht jedenfalls der Stoff bestimmt nicht aus. Bei beiden Projekten nicht. Ich bin froh, dass Du die Sache gut zusammen hältst. Mir geht es jedenfalls so, dass ich mit dem Ansporn der Jahresprojektesammlung gut dabei bleiben kann.
Liebe Grüße!
Elke
Wirklich schön und ganz besonders ist dein Quilt geworden und ich bin gespannt auf die weitere Näharbeit, die du uns beim nächsten Mal präsentierst.
Hab einen gemütlichen Abend – einen lieben Gruß von Marita
Ein spannendes Buch, liebe Andrea. Einfach in der Vergangenheit einen anderen Weg zu wählen.. ach.. aber zurückgeblickt gibt es nicht viele Gabelungen, die ich lieber gewählt hätte. Herzlichst, Nicole (die froh ist, dass das Kalenderjahr bald beendet ist. Es fühlte sich zwischendurch wie Kaugummi an.)
Ich habe mich von meinem Jahresprojekt, wie Carina auch, verabschiedet. Das Buch konnte uns nichts neues beibringen. Ich habe auch schon überlegt welches andere Thema ich einfach aufnehmen könnte, bin aber in meinem Leben im Moment etwas gefangen.
Der Nachtzug nach Lissabon hat mir auch sehr gefallen. Ich sollte ihn (hüstel) irgendwann noch einmal lesen.
Lieben Gruß
Andrea
Ein wunderbares Buch über eine ganz wunderbare Stadt liebe Andrea.
Ich könnte schon wieder nach Lissabon. Portugal mag ich sehr, aber Lissabon ist immer noch ein kleines Highlight.
Wenn Du gerne über diese Stadt liest, kann ich Dir die Reihe von Luis Sellano empfehlen.
Ich liebe diese Bücher, denn auch mit ihnen gehst Du auf Erkundungsjagd und findest immer wieder Ecken, die Dir sehr bekannt vorkommen.
Und ja, ich habe durchgehalten bei meinem Projekt und bin mächtig happy, nächste Woche gibt es den nächsten Ort in Koblenz, den ich selbst noch nicht kannte…
Lieben Gruß
Nicole
Nachtzug nach Lissabon habe ich dieses Jahr auch gelesen und fand es einfach nur klasse. Obwohl ich noch nicht in Lissabon war ist es auch so wunderbar.
ui
das Buch habe ich auch..
und angefangen zu lesen..
es ist wirklich keine leichte Kost
und im Moment fehlt mir die Muße weiter zu lesen..
dein Quilt ist einfach traumhaft
liebe Grüße
Rosi