Lecker Über mich Wort für Wort

“Food Trends” – oder – Kulinarphilosophische Gedankensprünge am Rande des Einkaufswagens

22. März 2016
Wenn ich beim Einkaufen in der Schlange an der Kasse stehe, schaue ich oft (zwangsweise), was andere Leute so auf das Band legen.

Dann reime ich mir so manches zusammen, aber denke auch grinsend, was dem Gegenüber duch den Kopf gehen muss, wenn er den Inhalt meines Einkaufskorbes mustert (nein, die sechs Packungen Hühnerhälse esse nicht ich, sondern mein Hund…)

 

Essen als Lifestyle
Mittlerweile ist das Essen ja ein Bestandteil des „Lifestyle“ geworden. Wer es sich leisten kann, definiert sich auch mal über seine Ernährungsphilosophie und versucht sich so damit nach außen darzustellen.
Nicht nur die Modetrends wechseln von Jahreszeit zu Jahreszeit, sondern mittlerweile auch die Food Trends. Wer auf dem Laufenden bleiben und Trendsetter sein will, muss schauen, „was kommt – was geht…“ (Ist Paleo schon wieder out und Spiritual food in??)
Wie ich das finde? Im Prinzip eigentlich… toll. (Wobei ich eigentlich Katja in diesem Beitrag absolut zustimmen möchte.)
Bitte schüttle nicht mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf. Natürlich habe ich im Bewusstsein, dass viel zu viele Menschen in der Welt froh wären, wenn sie überhaupt täglich satt werden.

Aber ich bin mittelbar Nutznießer dieser Trends der Überflussgesellschaft. Grundsätzlich ist es durchaus positiv, dass man sich damit
auseinander setzt, was man zu sich nimmt, unter welchen Bedingungen es produziert und weiterverarbeitet wird, was gesund ist und was einem schadet.  Du bist, was du isst..
Nur – man muss ja nicht gleich eine Religion daraus machen.

Ich liebe internationale Küche und bin freue mich ungemein, dass mit den Menschen aus anderen Kulturen auch andere Lebensmittel bei uns Einzug gehalten haben. Was für eine Bereicherung.
Dass die Zahl der Deutschen, die sich für vegetarische  oder Ernährung interessieren, zunimmt, sei es aus Verantwortung gegenüber den Tieren, aus gesundheitlichen Gründen oder weil es Trend ist, finde ich durchaus erfreulich. Denn es kommt ihrer Gesundheit und der Umwelt zu Gute.

Die Fragen nach den Inhaltsstoffen, nach der Herkunft der Lebensmittel, der Wunsch nach besserer Deklarierung von Zusatzstoffen (am
besten ganz ohne unnötige) und die Nachfrage nach biologisch angebauten Lebensmitteln sind durchaus berechtigt.

Samstags merke ich, dass der Wochenmarkt stärker besucht ist, was natürlich auch das Angebot beeinflusst. Alte Gemüsesorten tauchen wieder auf, Urgetreide wie Emmer und Einkorn muss ich nicht mehr im Online-Handel bestellen. Allein in der Altstadt  gibt es jetzt zwei Biosupermärkte und einen formidablen Biobäcker.

 

Okay, zurück zum Anfang, wir stehen immernoch an der Kasse und gucken aus Langeweile mal in meinen Einkaufswagen. .
Wieso ist da kein Gemüse drin? Weil ich es schon immer beim Biostand auf dem Markt einkaufe.
Bin ich Veganer, weil sich keine Eier, kein Fleisch, keine Wurst und keine Milchprodukte finden lassen, sondern Mandel-, Soja-, Reisdrinks, Tofusorten?
Die wenigen Eier, die wir konsumieren, hole ich auch auf dem Markt. Aber von Veganismus-Trend profitiere ich mit allergrößter Freude, da ich laktoseintolerant bin. Nicht eingebildet, sondern ärztlich nachgewiesen. Deshalb bin ich auch sehr dankbar dafür, dass Menschen mit
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien allmählich als Kunden wahrgenommen werden. Dabei ist es mir vollkommen egal, ob das dem Hype um „Frei-von-Zusätzen“ geschuldet ist. Wir (Intoleranten und Allergiker) machen da nicht auf Lifestyle, wir suchen, was wir essen und vertragen können…

Zwar muss ich wegen oft fehlender Kennzeichnung am Regal immer noch die Zutatenliste lesen (und brauche deshalb fast doppelt so lange zum Einkaufen wie früher), kann aber mit viel Glück zwischen 10 verschiedenen Schafkäseprodukten wenigstens einen Laktosefreien finden. (Diese Woche aber erst im dritten Laden… Wer braucht so viele fast identische Schafkäsesorten?? ).

Vielleicht ist auch ein nachhaltiger Fisch in meinen Einkaufswagen geschwommen. Aber die „Must-Eats“ des Jahres wirst du wahrscheinlich nicht dort finden. Grünkohlchips? Kale?

Tja, seit über 10 Jahren sind Hülsenfrüchte, Kohlsorten, Zwiebeliges etc. für mich ein Tabu. Nicht dass ich es nicht essen möchte. Was gäbe ich für eine prächtige Linsensuppe, Rosenkohl, Felafel, Hummus, Zwiebelkuchen… aber ich habe dies von einem Tag auf den anderen nicht mehr vertragen und musste mühevoll austesten, was geht und was mich für einen Tag schmerzreich aus dem Verkehr zieht.
Für mich ist die Nahrungsumstellung keine Ersatzreligion gewesen, sondern einfach eine absolute Notwendigkeit. Fertiggerichte u.ä.  gibt es deshalb bei uns nicht.  Die Frage, „was ist drin“ bestimmt die Küche.
Kochbücher liebe ich, bin ja auch durchaus kreativ beim Umwandeln von Rezepten.

Ich leide nicht darunter, indem ich manches vom Speisezettel streichen musste, sondern ich habe so viele neue, feine  Lebensmittel entdeckt.  Auswärts essen zu gehen, ist allerdings schwieriger geworden, seufz.
Wenn die Lockenmädchen beim Skypen rohe (!) Brokkoliröschen genussvoll in selbstgemachten Hummus dippen, pendle ich noch zwischen Begeisterung und Schreck (Brokkoli ist bei mir leider ein No-Go) – und ein bisschen Neid.

Und Du – bist Du ein „Foodie“?  Kochst Du gern oder nur notgedrungen? Wäre es auch spannend, in deinen Einkaufswagen zu schauen? Warum?

“Nein, ich habe kein Instagram,
mein Essen ist nicht lange genug auf dem Teller,
um fotografiert zu werden.”
  • Astrid Ka 22. März 2016 at 8:05

    Ich kaufe bei uns nicht die Lebensmittel ein – da ist das heute eine Frage an die falsche Adresse…
    Trotzdem einen guten Tag!
    Astrid

  • Katala 22. März 2016 at 9:02

    Ich bin absolut kein "Foodie" und vieles, was Du hier benennst, muss ich dann erst einmal ergooglen. Aber ich achte auf das, was in Lebensmitteln enthalten ist.
    Dass Unverträglichkeiten einem das eine oder andere entziehen, musste ich selbst erfahren.Ich weiß nicht genau, ob ich laktoseintollerant bin oder einfach nur keine Milch und keine Milchprodukte mehr vertrage. Fakt ist, dass mir die meisten hier angebotenen Käse nicht bekommen – egal, ob Bio oder nicht. Auch der Aufdruck "laktosefrei" hilft nicht viel. Nun mag ich aber Käse sehr. Als wir im vorigen Sommer in Frankreich waren, konnte ich an all den vielen leckeren Sorten dort natürlich nicht vorbei. Da wir dort aber nur auf Märkten und nur Rohmilchkäse – darauf habe ich geachtet – gekauft haben, hatte ich plötzlich überhaupt keine Probleme mehr. Seither fahnde ich in den Läden hier in Deutschland nach Rohmilchkäse. Es gibt aber kaum welchen und das finde ich jammerschade. Denn ich habe die Befürchtung, dass all das, was der Milch entzogen wird, um sie auch ja schön "rein" zu machen, uns mehr schadet als nutzt.
    Richtig heftig allergisch bin ich gegen Alkohol. Aber das stört mich nicht.
    Lieben Gruß
    Katala

  • siebenVORsieben 22. März 2016 at 9:27

    Ich mache das auch gerne – an der Kasse die Inhalte der Einkaufswagen vor mir zu inspizieren. Ganz gruselig wenn da lauter Fertigware drinliegt. Wobei mein eigener Einkaufswagen doch oft recht unterschiedlich aussieht. Foodtrends sind mir komplett schnuppe, aber ich nehme gerne neue Lebensmittel in meinen Speiseplan auf. Chiasamen, Hanfsamen… das gibt es noch nicht soo lange bei mir. Ob das aber nun "in" ist oder nicht – was soll's. Ich finde es schön seinen Speiseplan zu erweitern, bestimmten Ernährungs-"Philosophien" folge ich nicht. Manches fände ich mal ganz interssant auszuprobieren, aber da scheitert es dann an meiner Disziplin. Naja, nicht schlimm, ich ernähre mich ohnehin relativ gesund, einfach weil es mir schmeckt. Und jetzt hätte ich Lust auf einen Wochenmarkt zu gehen.
    Liebe Grüße
    Jutta

  • Astrid (ach_gott) 22. März 2016 at 10:01

    Ich glaube der Blick in meinen Einkaufwagen ist ziemlich ernüchternd. Und ich danke Gott, dass ich alles essen kann, was ich mag. Und der Spruch am Ende Deines Posts ist einfach klasse.

    Liebe Grüße
    Astrid

  • swig 22. März 2016 at 14:26

    ich liebe jedenfalls auch den Blick in fremde Einkaufswägen! Ansonsten finde ich kochen mitteltoll wegen sehr ausgeprägter und unterschiedlicher Abneigungen der jüngeren Generation… naja, solangsam werden sie ja gross und vernünftig 😉
    liebe Grüße!

  • Alizeti 22. März 2016 at 19:32

    Da ich Mittags immer in der Kita esse, landet in meinem Einkaufskorb nicht besonders viel. Da ich jedoch Fleisch und Eier nicht vertrage ist es für mich oft schwierig ohne Bauchgegrumpel vom Tisch zu gehen. An den Wochenenden und in den Ferien koche ich jedoch sehr gerne. Ich versuche auch immer mal wieder neue Rezepte aus. Seit dem ich Samstags oft über den Gemüse-/Früchtemarkt schlendere achte ich auch vermehrt darauf, was Saison hat und aus der Region kommt. Ansonsten gibt es bei mir shcon auch einmal eine Rösti oder Kartoffelstock aus der Packung oder eine Fertigpizza. Dies jedoch nicht besonders oft.Früchte werden bei mir täglich gegessen, da gibt es dann auch einmal eine Mango. 🙂
    Und um dir noch Antwort zu geben zum Mohn, der bereits so fest blüht. Bei uns in der Deutschschweiz habe ich ihn noch nicht gesichtet, dafür viele Krokusse. Hingegen in Neuchatel wo wir waren, war es gerade umgekehrt. 🙂
    Liebe Grüüsse Alizeti

  • Nicole/Frau Frieda 24. März 2016 at 15:14

    Letztens stand ich ziemlich schamig am Transportband, Andrea! In meinem Einkaufswagen lag nur Süßkram: Osterschoko-Eier und -Hasen für unsere Jungs und meine Patentöchter, M&M's in Hasenbeutelverpackung für meinen GG, genau wie Toffifee in Osterverpackung für die Großeltern. Dazu noch ein paar Haribo-Oster-Gummies.. ähem.. für mich ;)) Zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass nur dieser Kram im Wagen lag, weil ich extra nur für den Osterkram zum Supermarkt gefahren bin. Ansonsten kaufen wir unsere Lebensmittel verschiedenen Stellen ein. Bioladen, Markt, Hofladen, DM-Markt (Alnatura) und eben auch Discounter. Da mein GG Vegetarier ist, wird bei uns meist auch fleischlos gekocht. Zum Ärger meines Großen, er beißt gerne mal ein gutes Stück Fleisch, wobei es ihm wichtig ist, woher das Fleisch kommt. Nun wünsche ich Dir noch einen schönen Gründonnestag und schicke liebe Grüße, Nicole

  • Birgitt 24. März 2016 at 18:42

    …ich koche eigentlich jeden Mittag unter der Woche, liebe Andrea,
    obwohl ich das für mich gar nicht bräuchte…mir ist ein gutes ausgiebiges Frühstück lieber, dafür lasse ich dann das Mittagessen weg, aber leider stehe ich damit in dieser Familie alleine…am Wochenende kocht mein Mann und da gönne ich mir dann meist so einen mittagessenlosen Tag…auch beim Einkauf gibt es einiges was ich nur für mich kaufe und anderes für die Männer im Haus, da sind die Wünsche und Vorlieben oft unterschiedlich…ich esse zum Beispiel zu jedem Brot Paprika, Radieschen, Gurke, Kresse usw…das isst mir Keiner weg ;-)…nur wenn der große und seine Freundin da sind mache ich mehr davon…
    ach eigentlich wolle ich dir schnell ganz herzlich für die Karte danken, ich freue mich sehr darüber,

    lieber Gruß
    Birgitt

  • Open House 4. April 2016 at 5:44

    Liebe Andrea!
    In der Schlange stehen und den Einkauf der anderen beobachten finde ich herrlich! Das ist soooo interessant! Und oft sehr komisch!!! Auch über meinen eigenen muss ich manchmal schmunzeln. Und oft freue ich mich ganz furchtbar, wenn dort leckeres Obst und Gemüse liegt, ein Päckchen Hefe und Dinkelmehl für ein herrliches Brot dessen Duft dann das Haus durchströmt (ich bin im Brot backen allerdings nicht so virtuos wie du oder deine Tochter!), Milch und Yoghurt und vielleicht Oliven…. Ein herrlicher Anblick verknüpft mit viel Vorfreude!
    Ich wünsche dir einen tollen Start in die Woche!
    Liebste Grüße, Daniela

  • Gundula 24. September 2016 at 22:52

    Ich habe eine große Schwäche. Das ist der Alpro Cremoso Käsekuchengeschmack. Ich weiss daß der sicher total ungesund ist und voller Zucker und künstlichen Aromen aber ich komme von dem zeug nicht los. Dafür raucheund trinke ich nicht. Seit 4 Jahren lebe ich vegan und das hat besonders meine Ernährung vielseitiger und interessanter gemacht. Im Sommer essen wir viel Gemüse aus meinem Garten. Ich habe so tolle Rezepte kennengelernt und auch meine Familie mag meistens die Gerichte ich ich koche. Kohlgerichte und Currys haben bei uns immer einen guten Lauf.