Dass Astrids Blog “Le Monde de Kitchi” ein Kölner Pflänzchen ist, sieht man spätestens in der Karnevalszeit, in der sie es schafft, auch mich als Fasnachtsmuffel ins Staunen zu versetzen. Astrid zaubert aber nicht nur mit Stoffen, Nadel und Faden Wunderschönes.
Mit ernsten, politischen Themen regt sie ihre Leser zum Nachdenken und Handeln an. Man merkt, dass so spannende und inspirative Themen, wie z.B. interessante Frauen der Zeitgeschichte, ihr am Herzen liegen.
Ich freue mich sehr, dass sie sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten. Danke, liebe Astrid!
1 Erzählst Du uns ein bisschen von Dir?
Was machst du so, wenn Du nicht bloggst?
Inzwischen bin ich ja Pensionärin und kann mir meine Zeit weitgehend selbst einteilen. Ich kümmere mich regelmäßig um meine Familie (Tochter, Enkelin vor Ort, meine Eltern in Bad. Sibirien), besuche Museen, gehe in Konzerte, vorzugsweise momentan in Jazzkonzerte, nähe sehr viel, gärtnere weniger als früher, treffe mich mit meinen Karnevalsfreunden und verreise ab und an gerne in Städte Europas und habe inzwischen einen regen Mailkontakt zu anderen Bloggerinnen, die ich persönlich kennengelernt habe.
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2 Wie kommt Dein Blog zu seinem Namen?
„Kitchi“ heißt ein Plüschreh, das meiner Tochter gehört. Als ich seinerzeit einen Namen für mein Kindermodenlabel gesucht habe, war das
Ergebnis “Le monde de Kitchi”, denn meine Tochter ist mit einem Franzosen verheiratet, und wir haben alle auch sonst eine starke Bindung an das Land. Da ich den Labelnamen mochte, und mein Blog ursprünglich sich nur ums Nähen drehen sollte, habe ich die Bezeichnung für das Blog übernommen.
3 Wie hast Du zum Bloggen gefunden und worüber
bloggst Du am liebsten? Spontan oder geplant?
Ich nähe seit meinem 15., 16. Lebensjahr mit immer größeren Pausen dazwischen. 2008 habe ich wegen eines Karnevalskostümes wieder zum Nähen gefunden und bald, da es in Köln kaum noch Stoffgeschäfte gab, nach Stoffen im Internet gesucht. Da fand ich bei einem
bekannten Stoffhändler Hinweise auf das Blog von Sanna/Bunte Nadel, klickte den Link an und mir tat sich eine wunderbare Welt lauter Nähbegeisterter auf.
Ich war überwältigt, was sich auf diesem Gebiet getan hatte, seit ich sie vor 17 Jahren verlassen hatte ( da hatte ich eine Leitungsfunktion in meinem Brotberuf übernommen und das Entwerfen & Nähen von Kinderkleidung für ein kleines Kindermodelabel aufgegeben ). Ich kaufte mir im Jahr darauf eine Overlockmaschine und eine Stickmaschine, nachdem ich unerwartet Gelder aus einer Lebensversicherung bekommen hatte, und nähte wieder für Kinder, diesmal für die vier Enkel und die eine kleine Nichte, die wir inzwischen bekommen hatten.
Einen eigenen Blog habe ich dann 2012 an einem verregneten Sommerferientag eingerichtet, als ich Langeweile hatte und einfach herumprobiert habe. Ich war positiv überrascht, wie leicht das Einrichten war, und hatte nach zwei Tagen 15 Leser und bekam Kontakt zu anderen Nähbloggerinnen. Da hatte ich „Blut geleckt“.
Inzwischen hat sich alles in eine andere Richtung entwickelt, als Nähblog sehe ich mich nicht mehr. Dafür habe ich viele interessante andere Kontakte, auch im realen Leben, über das Bloggen bekommen, die mich sehr anregen und viele andere, alte Leidenschaften wiedererweckt haben.
4 Du wohnst in Köln, stammst aber aus „Badisch Sibirien“.
Wie würdest du den Begriff Heimat verorten, was bedeutet sie Dir?
Könntest Du Dir vorstellen woanders zu leben?
Wenn die Sommer hier zu heiß sind, dann denke ich immer, ich sollte ans Nordkapp auswandern, denn im Norden Norwegens fand ich es toll. Aber das ist nicht so ganz ernst gemeint.
Köln ist sicher mein „zo Huus“ geworden nach den 38 Jahren, die ich hier lebe. Irgendwie macht es einem die Stadt leicht ( auch wenn ich sie weitgehend hässlich finde ), sich hier heimisch zu fühlen. Außerdem habe ich hier im innerstädtischen Bereich ein ganz wunderbares Refugium mit meinem Mann gefunden in einem „Veedel“, das ein bisschen wie ein Dorf funktioniert ohne die grässliche soziale Kontrolle, wie ich sie aus dem Dorf meiner Kindheit kenne.
Und damit wären wir bei Badisch Sibirien, wo ich geboren bin…
Kurioserweise kommt mir diese alte Heimat wieder näher, seit ich auch dorthin Blogkontakte habe und sie mit fremden Augen sehen kann. Außerdem bin ich nun jeden Monat dort, seit meine Eltern pflegebedürftig geworden sind.
5 Verrätst Du uns deine Lieblingsstelle in Köln?
Der Dom, der Dom und noch mal der Dom – ein magischer Ort! Gerne bin ich auch am Rhein, besonders auf der „Alten Liebe“ im Süden der Stadt, im Stadtwald, in den Museen und den dazugehörigen Cafés.
6 Du präsentierst uns immer wieder wunderschöne Näharbeiten.
Wie bist Du zum Nähen gekommen?
Ich habe, wie schon gesagt, als Teenager begonnen zu nähen, weil ich mir damals die Mode nicht leisten konnte, wie sie die höheren Töchter in meiner Privatschule trugen. Mit einer Freundin, die in einer ebensolchen Situation war, habe ich angefangen. Das war bei der damaligen Mode auch nicht so schwer, und die Zeitschrift „Brigitte“ brachte alle vierzehn Tage einen tollen „Schnellen Schnitt“ heraus. Meine Mutter zeigte mir das Nähen mit der Maschine, obwohl sie selber nie nähte.
7 Du inspirierst nicht nur mit Nähprojekten.
Ganz besonders gefällt mir Deine neue Serie „Great Women“.
Was bedeutet sie Dir?
Auch zur Beschäftigung mit Malerinnen bin ich durch die „Brigitte“ gekommen, in der Gottfried Sello damals immer eine Künstlerin in Wort und Bild vorstellte. Zwar in einem sehr kunstaffinen Haushalt groß geworden, hatte ich aber keine Kenntnis von all den tollen Malerinnen, die es in der Kunstgeschichte auch gab, die aber nicht in den Museen vertreten waren, in die mich mein Vater mitschleppte.
Ein Übriges tat dann die Frauenbewegung in den Siebziger Jahren, durch die immer mehr großartige Frauen wiederentdeckt wurden. Da ich außerdem gerne Biografien lese, habe ich meinen Horizont stetig erweitert, eine Sammlung von Kunstbüchern angelegt, mich durch
Anregung von außen mit Komponistinnen bekannt gemacht, und so hat eins das andere ergeben. In den letzten Jahren habe ich meine Privatforschungen dann zugunsten anderer Aktivitäten eingestellt, bis Barbarabee mein Interesse wieder vor ein paar Monaten durch ihre Reihe reaktiviert hat…
Da habe ich gemerkt, dass es mir irrsinnig viel Spaß macht, mein Wissen schriftlich zusammenzufassen. Ich feile unheimlich gerne an diesen Posts.
Die Skulpturen sind übrigens von meiner Nachbarin, für die ich auch schon Modell gestanden habe:
8 Das Jahr hat gerade das Laufen gelernt. Was wünscht
Du Dir für 2015?
Die vergangenen anderthalb Jahre haben mir und meiner Familie allerhand abverlangt, und die Auswirkungen sind immer noch zu tragen. Ich wünschte mir, dass uns einmal eine kleine Auszeit von solchen Problemen gegönnt wäre. Ich wäre jedenfalls froh, wenn nichts Neues dazu käme.
9 Welche Blogs inspirieren Dich?
Oh, das ist eine schwere Sache! Zwei Blogs habe ich ja schon erwähnt, dazu kommen in puncto Fotografie du, Andrea, Karin/Tausendschön und Rosenrot, Lotta/ Lotta liebt blau. Sprachlich die „Degen kreuzen“ mag ich mit Sarah Hideaway, Friederike/LandLebenblog & Frau Malzahn/Grazerlei, und den Blog „42553 Neviges“ von Norbert Molitor lese ich wegen seiner lakonischen Art gerne.
Inspirierend finde ich auch in vielfältiger Weise Frau Rotkraut, Iris/Rheingrün, Elisabeth/Tante Mali, Sandra Juto, Mano/ Mano’s Welt, Dana/Krokodilina, Nic/Luzia Pimpinella und Helga/ Holunderblütchen und 88 weitere Blogs!
Und Ghislana/Jahreszeitenbriefe, Susanne/mamimade, Anneliese/Kitzkatz Design, Franka/Meine Dinge sowie Christine/Buntpapierfabrik geben mir auch menschlich viel.
Ja, und dann gibt es noch eine ganze Reihe Blogs aus dem Rheinland, die mir von daher was bedeuten, und den Blogkontakt zur alten Heimat über Pamylotta – ich habe immer viel zu lesen, jeden Tag.
Manchmal inspirieren mich Bloggerinnen auch zu Reisen, wie damals Barbara/e.rlesen.e jahreszeiten zu unserer Reise nach Hamburg und Simone/Prachmais zu der an den Niesen, der inzwischen mein Lieblingsberg ist:
10 Wenn keiner hinsieht, dann…
…bohre ich in der Nase, leider, eine schlimme Angewohnheit. Aber ich kriege die nur sehr schwer frei.
Hier in der Kölner – Bonner Bucht herrscht ein für die Atemwege stressiges Klima.
Ich bin froh, dass ich in diesem Winter – mangels Kontakt mit Schulkindern – noch keinen Schnupfen bekommen habe. Denn das ist für mich immer eine ganz schlimme, zu oft verkomplizierte Krankheit. Und keiner bedauert einen dabei.
11 Was willst du unbedingt noch lernen?
Und warum hast du es noch nicht getan/gelingt es dir noch nicht?
Ich möchte noch gerne Noten lesen bzw. vom Blatt singen können. Doch ich habe auf diesem Gebiet so überhaupt kein Zutrauen, denn ich hatte einen katastrophalen Musiklehrer, der mir zum Beispiel auch Beethoven total verleidet hat. Mein Mann würde es mir gerne beibringen, aber ich gebe bisher immer wieder auf. Dabei bin ich sonst so ein geborener Autodidakt….
Wie immer in dieser Blogvorstellungsreihe habe ich Astrid gebeten, eine elfte Frage für die Bloggerin zu formulieren, die im April hier zu Gast sein wird.
Astrid: Findest du es wichtig, auf deinem Blog gesellschaftspolitische Fragen anzusprechen und dich darüber mit deinen Lesern
auszutauschen?
Ein ganz, ganz tolles Blog-Interview mit Astrid. Ich hatte ihr Blog mal über meine Tochter gefunden und lese sehr gern dort. Das breite Spektrum an auch mich interessierenden Themen und Astrids Sorgfalt beim Texten und Gestalten ihrer Posts gefallen mir überaus gut und ich freue mich auf jeden Post. Sie dürfte eine der wenigen Blogs haben, die ich komplett lese, auch wenn ich manchmal ein paar Tage "nacharbeiten" muss, denn Astrid bloggt ja täglich – bewundernswert, dass sie das in solcher Qualität schafft… Lieben Gruß zu dir (auch dein Blog lese ich gern ;-), vor allem die schönen Fotos anschauen…) – Ghislana
Die Astrid, wie schön! Also erstmal muss ich sagen, dass du sie perfekt vorgestellt hast. Auch ohne Namen, hätte ich sie sofort erkannt!
Das Interview ist richtig toll! So interessant und vielseitig wie ich Astrid sowieso schon finde, aber ich habe viel Neues erfahren.
Ich frage mich ja immer wie Astrid all ihre Aktivitäten in einen Tag bekommt und nach diesem Beitrag noch mehr.
Hat richtig Spaß gemacht (und dass, wo ich heute eigentlich wenig Zeit habe).
Schöne Grüße
Jutta
Dank Astrid bin ich nun auch hier gelandet….. ein tolles Interview mit einer tollen Frau, die ich wirklich sehr bewundere. Es er füllt mich wirklich mit absolutem Stolz, dass ich sogar in ihrem Interview eine Erwähnung finde.
Danke liebe Astrid, falls Du das hier liest.
Aber nicht nur Astrids Blog ist toll… hab mich (neugierieg wie ich bin) hier natürlich auch gleich mal umgeschaut. Sooooo schöne Aufnahmen und Beiträge.
Ganz liebe Grüße,
Pamela
Na ja, das mit dem Schnupfen stimmt nun so nicht mehr. Rechtzeitig zum Karneval hat er mich erwischt und sich durch ein eiskaltes Wochenende in Badisch Sibirien noch einmal reaktiviert 🙂
Schon ein komisches Gefühl, plötzlich auf einem fremden Blog zu Wort zu kommen ( na ja, wirklich fremd ist er mir ja nicht ,-))
Vielen Dank, liebe Andrea, für diese Möglichkeit!
Herzlichst
Astrid
und wieder eine tolle blogfrau, die ich noch nicht kannte, danke dafür! ich gleich mal nach köln zum stöbern 🙂
…da hast du wirklich eine tolle Reihe erschaffen, liebe Andrea,
mit deinen Blogvorstellungen und zeigst mit deinen gestellten Fragen interessante Details und Hintergründe von neuen und auch von schon bekannten Blogs…sehr gern habe ich dein Interview mit Astrid gelesen, danke,
lieber Gruß Birgitt
Herrrlich…durch das Interview ist ein sehr schönes und vielschichtiges Portrait entstanden. Ich mag Astrids Blog vorallem wegen seiner Ehrlichkeit, Vielseitigkeit und Aktualität…Nun werde ich mich mal noch durch die Blogempfehlungen klicken…LG Lotta.
Ihr zwei! Wie schön!
Andrea, du stellst einfach gute Fragen!
Ich wusste ja nicht wem ich meine Frage stelle. Ich war so gespannt!
Besser Noten lesen können und vorallem vom Blatt singen können! Jaaa! Das ist auch eine Sehnsucht von mir!
ein ganz super, tolles Interview!
ich lese sehr, sehr gern bei Astrid und bin immer wieder begeistert über wie viele verschiedene Themen sie berichten kann.
Jetzt weiß man wieder ein bisschen mehr über Astrid.Schön!
liebe Grüße
Gerti
wie schön, astrid mal woanders anzutreffen! und ein paar dinge zu erfahren, die ich bisher von ihr noch nicht wusste.
♥ monika
Wer bloggt denn da? Eine meiner absoluten Lieblings-Bloggerinnen bloggt da!! Oh wie ich Astrids Blog und seine Vielschichtigkeit, ihre Bilder und ihre Offenheit mag… Danke, dass du sie für uns interviewt hast!
Lieber Gruß
Steffi
Liebe Andrea,
was für ein tolles Gespräch mit Astrid.
Ich mag den Blog von Astrid so gerne, gerade die Frauenportraits sprechen mich an.
Über Astrids Nähkünste staune ich ich,
herzlich Judika
astrids blog gehört auch zu meinen liebsten, gerade weil er so vielfältig ist. und deshalb freue ich mich besonders, dass astrid nicht beim nähen geblieben ist, sondern so viele interessante themen aufgreift und auch keine scheu vor politisch-gesellschaftlichen posts hat. ihre frauen-reihe ist einfach wunderbar und ihr engagement für raif badawi großartig.
danke astrid, danke andrea für fragen und antworten!
liebe grüße, mano
Und wieder so ein spannender Einblick, danke dafür an euch zwei 🙂